Norweger gewinnt 19. Tour-Etappe vor Arndt

Diesmal erspart sich Boasson Hagen das Foto-Finish

Foto zu dem Text "Diesmal erspart sich Boasson Hagen das Foto-Finish"
Strahlender Gewinner der 19. Tour-Etappe: Edvald Boasson Hagen (Dimension Data) | Foto: Cor Vos

21.07.2017  |  (rsn) - Krasser hätte sich der Gegensatz zwischen dem Sieger und dem ersten Geschlagenen kaum ausdrücken lassen können: Nikias Arndt (Sunweb) rollte mit hängendem Kopf ins Ziel der 19. Etappe der 104. Tour de France. Wenige Meter vor ihm dagegen strahlte Edvald Boasson Hagen (Dimension Data), der nach mehreren knapp gescheiterten Versuchen doch noch seinen herbeigesehnten Tagessieg einfahren konnte.

Drei Kilometer vor dem Ziel in Salon-de-Provence hatte der Skandinavier eine kleine Unachtsamkeit des Kölners ausgenutzt und Arndt mit einer Tempoverschärfung abgeschüttelt, als er ihm angedeutet hatte, die Führungsarbeit zu übernehmen. Boasson Hagen zog durch und setzte sich schließlich auf dem mit 221,5 Kilometern längsten Teilstück der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt souverän mit fünf Sekunden Vorsprung auf seinen deutschen Konkurrenten durch.

"Ich war so oft dicht dran, heute hat es endlich gereicht. Ich wollte nicht in den Sprint gehen. Heute wollte ich die Entscheidung früher suchen. So konnte ich es genießen und musste nicht auf ein Zielfoto hoffen“, scherzte der 30-Jährige nach seinem insgesamt dritten Tour-Erfolg, anspielend auf die 7. Etappe in Nuits-Saint-Georges, als er sich um ganze sechs Millimeter Marcel Kittel (Quick-Step Floors) hatte geschlagen geben müssen.

Dagegen musste sich der 25-jährige Arndt trotz eine starken Vorstellung mit Rang zwei begnügen - und das, obwohl er in einem Kreisel drei Kilometer vor dem Ziel mit Boasson Hagen im Schlepptau die kürzere Route gewählt hatte, wogegen die restlichen sieben Fahrer der zu diesem Zeitpunkt noch neunköpfigen Spitzengruppe den ungünstigeren Weg wählten. "Boasson Hagen hat so stark beschleunigt, dass ich nicht hinterhergekommen bin. Ich habe gekämpft, aber er war zu stark heute. Ich denke, er hat den Sieg verdient. Seine Attacke kam genau im richtigen Moment“, lobte Arndt den erfahrenen Allrounder, der für den ersten Tagessieg des südamerikanischen Dimension Data-Team sorgte, mit dem er sich zudem auf Rang drei der Punktewertung verbesserte.

Mit 17 Sekunden Rückstand entschied der Belgier Jens Keukeleire (Orica-Scott) den Sprint der ersten Verfolgergruppe für sich und sicherte sich Rang drei vor dem Italiener Daniele Bennati (Movistar) und seinem Landsmann Thomas De Gendt (Lotto Soudal).

Einen sonnigen Tag im Feld verbrachte Chris Froome (Sky), der 12:27 Minuten nach dem Etappensieger ins Ziel kam und sein Gelbes Trikot verteidigte. Der Brite geht morgen mit 23 Sekunden Vorsprung auf Romain Bardet (AG2R) in das morgige Zeitfahren von Marseille. Mit 29 Sekunden Rückstand folgt Rigoberto Uran (Cannondale-Drapac) auf Rang drei. Warren Barguil (Sunweb) steht bereits seit gestern als Gewinner der Bergwertung fest. Gleiches gilt für seinen Teamkollegen Michael Matthews, der in der Punktewertung ebenfalls nicht mehr von der Spitze zu verdrängen ist. Simon Yates (Orica-Scott) behauptete das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Sky bleibt bestes Team, hat jetzt aber nur noch 3:08 Minuten Vorsprung auf AG2R.

Ein erster ernsthafter Ausreißversuch durch Adrien Petit (Direct Energie), Guillaume Van Keirsbulck (Wanty-Groupe Gobert), Julien Vermote (Quick-Step Floors), Maxime Bouet (Fortuneo-Oscaro), sowie Dylan van Baarle und Pierre Rolland (beide Cannondale-Drapac) wurde am ersten Berg nach rund 25 Kilometer wieder vereitelt, da vor allem Movistar und BMC die Ausreißer nicht ziehen lassen wollten.

Mehr Erfolg war dem nächsten Versuch beschieden: Noch in der Abfahrt lösten sich gleich 20 Fahrer, mit dabei wieder Albasini, Simon und Calmejane. Dazu gesellten sich Bauke Mollema (Trek-Segafredo), Tony Gallopin und De Gendt (beide Lotto Soudal), Jan Bakelants (AG2R), Sylvain Chavanel und Romain Sicard (beide Direct Energie), Romain Hardy, Elie Gesbert und Pierre-Luc Perichon (alle Fortuneo-Oscaro), Robert Kiserlovski (Katusha-Alpecin), Rudy Molard (FDJ), Gianluca Brambilla (Quick-Step Floors), Ben Swift (UAE Team Emirates), Boasson Hagen, Arndt, Keukeleire und Bennati.

Eine Gefahr für das Gelbe Trikot bildete trotz der prominenten Zusammensetzung der Gruppe keiner der Ausreißer. Mollema, Etappengewinner von Le Puy-en-Velay, lag im Gesamtklassement als bestplatzierter Fahrer mehr als 40 Minuten zurück, so dass das von Team Sky angeführte Feld die Gruppe am langen Zügel ließ und ihr einen immer größer werdenden Vorsprung gewährte.

Auch am Zwischensprint des Tages bei Kilometer 136 hatte sich kaum etwas an der Konstellation geändert. In Banon holte sich De Gendt 20 Punkte und 1.500 Euro für die Teamkasse. Das Feld folgte in respektvollem Abstand von rund acht Minuten. Bereits gut 60 Kilometer vor dem Ziel zog Keukeleire davon, wurde aber schnell wieder von seinen aufmerksamen Begleitern eingefangen.

Im Col du Pointu (3. Kat.) versuchte Sicard vier Mal vergeblich wegzukommen. Doch auch diesmal blieb die Gruppe beisammen, ehe 20 Kilometer vor dem Ziel erneut Direct Energie und Fortuneo, beide mit je drei Fahrern vertreten, wieder in die Offensive gingen, gefolgt von Keukeleire, der es an einer Welle ein zweites Mal probierte und die Gruppe mit seinem kraftvollen Antritt knapp 15 Kilometer vor dem Ziel sprengte.

Acht Fahrer konnten dem Belgier folgen, darunter auch Boasson Hagen und Arndt, der sich auf den letzten Kilometern taktisch clever verhielt und sich bei den folgenden Attacken immer ein "starkes Hinterrad“ aussuchte. Eingangs der letzten fünf Kilometer testete Boasson Hagen seine Begleiter ein erstes Mal, ehe der unermüdliche De Gendt die sprintstärkeren Konkurrenten abzuhängen versuchte.

Es war dann ein Kreisverkehr drei Kilometer vor dem Ziel, der für die Vorentscheidung sorgte. Während der Großteil der Gruppe die linke Seite wählte, jagten Arndt und Boasson Hagen rechts herum und fuhren sich so einige Meter an Vorsprung heraus.

Dann forderte der Deutsche seinen Begleiter mit einem Ellbogenzucker auf, mit in die Führung zu gehen und blickte sich dabei kurz nach den Verfolgern um. Boasson Hagen ließ sich nicht zwei Mal bitten, beschleunigte und riss so eine Lücke, die Arndt nicht schließen konnte. Der gebürtige Buchholzer nahm kurzzeitig Tempo raus in der Erwartung, dass die Verfolger aufschließen würden, doch als die nicht schnell genug herankamen, versuchte er auf den letzten beiden Kilometer mit letzter Kraft doch noch Boasson Hagen abzufangen. Der Skandinavier ließ sich den Sieg aber nicht mehr nehmen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

03.06.2024Ferrand-Prévot beendet MTB-Karriere nach dieser Saison

(rsn) – Pauline Ferrand-Prévot will im kommenden Jahr ins Straßen-Peloton zurückkehren. Das hat die Weltmeisterin im Cross-Country auf dem Mountainbike gegenüber Eurosport bestätigt. Die FranzÃ

03.06.2024Uijtdebroeks kehrt bei Tour de Suisse ins Peloton zurück

(rsn) – Nach seinem krankheitsbedingt frühen Aus beim Giro d´Italia (2.UWT) wird Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) am Sonntag bei der Tour de Suisse (2.UWT) wieder ins Renngeschehen zurü

03.06.2024Politt: Mit Pogacar-Rückenwind über Dauphiné und DM zur Tour

(rsn) – Auch wenn die 1. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) den Sprintern vorbehalten zu sein schien und es am Ende auch zur erwarteten Massenankunft kam, so hat ein Deutscher im Finale des

03.06.2024Polin Mul gewinnt die Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Mit einer schweren Bergankunft am Hochkar endete die Sportland NÖ Womens Tour in Niederösterreich am Sonntag. Österreichs einziges Etappenrennen für Frauen wurde von der Polin Malwina Mu

03.06.2024Froome in diesem Jahr angeblich für die Tour wieder gesetzt

(rsn) – Nach den großen Diskussionen um seine Ausbootung im vergangenen Jahr soll Chris Froome seinen Startplatz bei der Tour de France in diesem Jahr angeblich sicher haben. Das berichtet jedenfal

03.06.2024Bennett ging im Sprint gegen Pedersen die Kraft aus

(rsn) – Die Auftaktetapp des Critérium du Dauphiné (2.UWT) am Sonntag war die größte Chance für die Sprinter auf einen Tageserfolg im Verlauf der Woche bei der sogenannten Tour-Generalprobe. Un

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)