Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Deceuninck – Quick-Step: Belgischer Klassenstreber"
Das Team Deceuninck - Quick-Step im Trainingslager im spanischen Calpe. | Foto: Siegfried Eggers / Deceuninck - Quick Step Cycling Team

26.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 14: Deceuninck - Quick-Step

Rückblick 2018: Mit Marcel Kittel, Matteo Trentin und Daniel Martin verließen gleich drei absolute Leistungsträger die Mannschaft vor der Saison, als Ersatz holten die Teamleitung vor allem junge Fahrer. Auf dem Papier war der Qualitätsverlust nicht wegzudiskutieren. Doch die belgische Equipe scheint einen natürlichen Anspruch auf Erfolge am Fließband zu haben: Am Ende standen 73 Saisonsiege zu Buche – die erfolgreichste Bilanz seit Teambestehen.

Insbesondere Neuzugang Elia Viviani schlug mit 18 Saisonsiegen ein – darunter vier Erfolge beim Giro d’Italia, drei bei der Vuelta a Espana und die Hamburg Cyclassics. Ebenfalls neun Siege gingen auf das Konto von Fernando Gaviria, inklusive zwei Etappenerfolge und ein Tag im Gelben Trikot bei der Tour de France. Daneben dominierte das Team die Klassiker, nahm mit der Flandern-Rundfahrt (Niki Terpstra) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (Bob Jungels) zwei Monumente mit und siegte zusätzlich beim E3-Harelbeke (Terpstra).

Ein weiterer Erfolgsgarant war Julian Alaphilippe mit Siegen beim Flèche Wallonne, der Clasica San Sebastian sowie bei zwei Etappen und der Bergpreiswertung der Tour. Zusätzliche Grand-Tour-Tagessiege verzeichneten der Berliner Maximilian Schachmann beim Giro und Enric Mas bei der Vuelta a Espana, die er sensationell auf Platz zwei in der Gesamtwertung abschloss.

Obendrein kürte sich das Team in Innsbruck zum Weltmeister im Mannschaftszeitfahren. Eine Saison der Superlative.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Trotz aller Erfolge, die Finanzierung des Teams für 2019 lag lange im Ungewissen. QuickStep kündigte frühzeitig an, als Finanzier des Teams ab 2019 kürzerzutreten und die Suche nach einem neuen Hauptgeldgeber erwies sich als zäh. Erst im Oktober präsentierte das Team mit dem belgischen Fenster- und Türenhersteller Deceuninck einen neuen Hauptsponsor – für einige Leistungsträger kam diese Übereinkunft allerdings zu spät. Die Verträge von Terpstra (Direct Energie) und Schachmann (Bora-hansgrohe) konnte das Team aufgrund der unsicheren finanziellen Situation nicht verlängern und auch Gaviria ließ man trotz bestehenden Vertrags bis 2019 zum Team UAE ziehen. Weitere Abgänge nahm das Team mit Laurens De Plus (Jumbo-Visma) und Jhonatan Narvaez (Team Sky) hin.

Die unsichere Situation nahm ebenfalls Einfluss auf das eigene Wirken auf dem Transfermarkt. Lediglich zwei neue Profis finden sich im Kader für 2019. Zum einen der 21-jährige Däne Mikkel Honoré, der bereits ab August 2018 als Stagiaire für Quick-Step Floors unterwegs war und einige gute Auftritte hinlegte, anderseits Remco Evenepoel. Der 18-jährige Belgier gilt als größtes Talent seiner Generation, dominierte 2018 mit fast lächerlicher Überlegenheit den Juniorenbereich und kürte sich bei der WM in Innsbruck zum Junioren-Doppelweltmeister auf der Straße und im Zeitfahren.

Für sein Engagement bei Deceuninck - Quick-Step überspringt er sogar den U23-Bereich. 2019 dürfte bei allem Hype für ihn aber in erster Linie ein Erfahrungs- und Lernprozess anstehen.

Im Fokus: Wenn die belgische Equipe eine Qualität in ihrer langen Geschichte bewiesen hat, dann die, Abgänge alter Leistungsträger stets mit dem Auftauchen neuer zu kompensieren. Das galt bislang insbesondere für die Klassiker, und nach dem Verlust von Tersptra rückt teamintern Yves Lampaert als designierter Nachfolger in den Fokus.

Noch wirkt das Palmarès des aktuellen belgischen Meisters mit zwei Siegen beim Dwars Door Vlaanderen etwas zierlich und gelegentlich fehlt es ihm noch an Spritzigkeit und Gespür für den richtigen Moment. Das sei jedoch Erfahrungssache, beteuert man bei Deceuninck - Quick-Step. Denn die Fähigkeiten des 27-Jährigen zu einem großen Pavé-Spezialisten sind für die Teamleitung unbestreitbar. 2019 wird die Fachwelt genauer beim möglicherweise kommenden Klassikerstar des Teams hinschauen.

Aufgepasst auf … Fabio Jakobsen und Alvaro Hodeg. Mit Gaviria verlor das Team seinen wohl schillerndsten Sprinter, doch beim Blick auf die verbleibenden schnellen Leute im Kader dürfte sein Abgang verschmerzbar sein. Denn neben Viviani versprechen vor allem Jakobsen und Hodeg dem Team hervorragende Perspektiven.

In ihrer ersten Profisaison sammelten beide 2018 auf Anhieb etliche bedeutende Sprintsiege, Hodeg bei der Katalonien- und Polen-Rundfahrt sowie der Deutschland Tour, Jakobsen beim Scheldeprijs, der BinckBank Tour und zweimal bei der Tour of Guangxi – zu den Geschlagenen gehörten dabei namhafte Vertreter der Sprinterszene wie Marcel Kittel, Sam Bennett, Pascal Ackermann oder André Greipel.

Beide dürften in ihrer Entwicklung vom Umfeld im Team mit erfahrenen und herausragenden Anfahrern wie Michael Morkov, Fabio Sabatini und Maximiliano Richeze profitieren. 2019 sollte man Hodeg und Jakobsen gewiss wieder auf der Rechnung haben.

Ausblick 2019: Mit den Abgängen hat Deceuninck - Quick-Step zunächst an Substanz eingebüßt. Allerdings muss das nichts heißen – siehe Vorjahr. Der Kader bietet weiterhin ausreichend Potential, um in jedem Bereich zu glänzen. Für die Pavé-Klassiker vereint das Team trotz des Abgangs von Terpstra mit Philippe Gilbert, Zdenek Stybar und Yves Lampaert drei erprobte Leader und nicht weniger erfahrene Domestiken wie Pieter Serry, Rémi Cavagna, Dries Devenyns, Iljo Keisse oder Florian Sénéchal, die in der „Einer für alle, alle für Einen“-Mentalität im Team auch auf eigene Rechnung überraschen können.

In den Ardennen schiebt sich außerdem Julian Alaphilippe an, der nächste Seriensieger zu werden: Amstel Gold Race, Flèche Wallonne, Lüttich-Bastogne-Lüttich – Alaphilippe ist gar das Triple zuzutrauen. Daneben dürfte er mit seinen Allrounderfähigkeiten auch bei Etappenrennen den einen oder anderen Tagessieg einfahren.

Elia Viviani sowie die aufstrebenden Alvaro Hodeg und Fabio Jakobsen versprechen außerdem erneut zahlreiche Sprintsiege, wobei Viviani auch Mailand-Sanremo anpeilt. Über die Aufteilung der Sprinter hinsichtlich der großen Landesrundfahrten herrscht teamintern allerdings noch keine Klarheit: Viviani bevorzugt den Giro d’Italia gegenüber der Tour de France, ein Start in Frankreich scheint hingegen für Hodeg und Jakobsen noch zu früh.

In Sachen Grand-Tour-Klassement steht Enric Mas vor seiner Bewährungsprobe bei der Tour und es dürfte spannend zu verfolgen sein, wie sich der Senkrechtstarter unter den Rundfahrern auf der ganz großen Bühne schlägt. Der Kurs sollte ihm auf dem Papier mit vielen Bergen entgegenkommen, das Trikot des besten Jungprofis liegt im Bereich des Möglichen. Bob Jungels bekommt hingegen die Kapitänsrolle beim Giro d’Italia.

Die 73 Saisonsiege aus 2018 dürften schwer zu wiederholen sein, reichlich Erfolgserlebnisse scheinen allerdings auch in der neuen Saison für Deceuninck - Quick-Step garantiert zu sein.

Eckdaten:
Land: Belgien
Hauptsponsor: Deceuninck, Quick-Step
Branche: Fenster- und Türenhersteller, Fußböden
Teamchef: Patrick Lefevere
Radausrüster: Specialized
WorldTour-Platzierung 2018: 1
Fahrer im Aufgebot: 25

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