Die große Vorschau auf die Straßen-WM

Neuer Auftakt, bewährtes Hauptprogramm und 300 km-Finale

Von Peter Maurer

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Darum geht es in Yorkshire: Gold-Medaillen und Regenbogentrikots! | Foto: Cor Vos

27.09.2019  |  (rsn) – Die Bilder der radsportbegeisterten Region Yorkshire in Großbritannien gingen 2014 um die Welt. Damals richtete die ehemals größte Grafschaft im Norden Englands den Grand Depart der Tour de France aus. Zwei Etappen führten durch die Region, eine flache von Leeds nach Harrogate sowie eine hügelige von York nach Sheffield, die abertausende Menschen auf die Straßen trieben. Fast ununterbrochen war das Zuschauerspalier am Straßenrand, und eine entsprechend gute Stimmung werden nun auch für die anstehenden Straßenweltmeisterschaften erwartet.

Zum erst vierten Mal findet eben diese vom 21. – 29. September in England statt. 1922 gastierte der Kampf um die begehrten Regenbogentrikots in Liverpool, 1970 in Leicester und 1982 war Goodwood der Ausrichter. Nun geht es nach Harrogate, wo 2014 Marcel Kittel die Auftaktetappe der Tour gewann. 

Doch nicht nur deshalb scheint Harrogate ein gutes Pflaster für die Deutschen: Die 75.000 Einwohner zählende Stadt richtete vor 37 Jahren den Eurovision Song Contest aus, und es gewann die deutsche Kandidatin: Nach Nicoles "Ein bisschen Frieden" gibt es nun in den anstehenden neun Tagen mehr als nur ein bisschen Radsport.

An den ersten beiden Tagen in Harrogate warten gleich zwei Neuigkeiten: Denn erstmals eröffnen die Parasportler die Weltmeisterschaften. Am 21. September sind gleich vier Rennen für diese angesetzt, vom Handbike bis zum Tandem - auch wenn die waren Para-Radsport-Weltmeisterschaften vergangene Woche bereits in Emmen in der Niederlande stattfanden. 

Neues Mixed-Mannschaftszeitfahren zum Auftakt

Für die Profis wartet am Sonntag dann das Mannschaftszeitfahren, welches auch mit einem Novum aufwartet. Denn nach dem klassischen, 100 Kilometer langen Teamzeitfahren der Nationen und dem Mannschaftszeitfahren der UCI-Teams wurde das Format nun erneut geändert. Ein Mixed-Zeitfahren wird ausgetragen. Drei Männer und drei Frauen bilden eine Nationalmannschaft, erst fahren die Männer, dann starten die Frauen, wenn die ersten zwei Männer im Ziel sind. Die Uhr stoppt, sobald die zweite Frau das Ziel erreicht.

Nach dem ersten Wochenende beginnt der typische WM-Rhythmus: Am Montag starten die Junioren und Juniorinnen in ihre Einzelzeitfahren. 14 Kilometer und 28 Kilometer sind für die jüngsten Teilnehmer zu absolvieren. Gefahren wird dabei auf dem Rundkurs von Harrogate, der 14 Kilometer lang ist und auch bei den Straßenrennen das Finale bilden wird. In Ripon, nördlich von Harrogate starten am Dienstag die U23-Männer sowie die Elitefrauen in ihr Zeitfahren. Für sie geht es am Ende aber nur auf die Zielgeraden nahe dem Westpark in Harrogate, den Rundkurs nehmen sie nicht mehr in Angriff am Ende ihrer 30 Kilometer.

Die Elitemänner starten ihr Zeitfahren am Mittwoch am Rande der North York Moors im Vale of Mombray. Von Northallerton aus geht es südlich über Bedale, Masham, Ripley und Killinghall nach Harrogate. Insgesamt sind es 54 Kilometer, die auf die Männer warten im Kampf gegen die Uhr. Auf den Rundkurs geht es auch im Zeitfahren der Männer nur auf den letzten Part, nicht auf die gesamte Runde. 

Für die Straßenrennen geht es in den Süden

Die Straßenrennen eröffnen am Donnerstag die Junioren. Sie sind auch die einzigen, die sich nördlich von Harrogate auf die Reise machen. In Richmond starten sie auf ihre 148 Kilometer, die am Ende auf der Schlussrunde rund um den Austragungsort entschieden werden. Am Tag darauf beginnen die Juniorinnen ihre Fahrt in Doncaster. 86 Kilometer stehen für die maximal 18 Jahre alten Sportlerinnen am Programm. Ebenfalls am Freitag kämpfen die U23-Herren um ihr Regenbogentrikot.

Auch sie starten in Doncaster, ihre Route verläuft aber weiter durch die Region Yorkshire als bei den Juniorinnen. Am Ende stehen noch drei Runden um Harrogate auf dem Plan. Dies gilt auf für die Elitefrauen, die ihre 149 Kilometer von Bradford aus in Angriff nehmen am Samstag ebenfalls. Das absolute Highlight ist natürlich dann am Sonntag das abschließende WM-Rennen der Eliteherren. 285 Kilometer ist es lang, und von Leeds aus führt die Route auf sehr ähnlichem Kurs zur Tour de France-Eröffnungsetappe von 2014 nach Harrogate, wo dann noch sieben Runden zu fahren sind.

"Der Straßenkurs wird das Rennen einzigartig machen. Normalerweise ist es ein Rundstreckenrennen, aber diesmal ist es anders. Der Hauptteil findet nicht auf der Schlussrunde statt und ist ein klassische Eintagesrennen", erklärte UCI-Präsident David Lappartient zuletzt in einer Aussendung des Weltradsportverbandes. "Die Strecke ist auch länger, da noch 13 Kilometer neutralisiert gefahren werden. So ist das Straßenrennen der Elite fast 300 Kilometer lang", fügte der Franzose an.

Titelverteidiger und Aufsteiger

Von den Titelverteidigern in ihren Klassen am Start sind der Spanier Alejandro Valverde, der sich in Innsbruck den Straßentitel holte, sowie der Australier Rohan Dennis, der in Yorkshire sein erstes Rennen nach seinem mysteriösen Ausstieg bei der Tour de France 2019 bestreitet. Bei den Frauen kämpft das niederländische Duo Anna Van der Breggen (Straße) und Annemiek Van Vleuten (Zeitfahren) um die Wiederholung ihrer Erfolge von Innsbruck und auch der Däne Mikkel Bjerg wird seinen U23-Titel im Kampf gegen die Uhr zu verteidigen versuchen.

Die Juniorenweltmeister sind ihrer Klasse entwachsen. Die Niederländerin Rozemarijn Ammerlaan (Einzelzeitfahren) findet sich nicht im Eliteaufgebot der Oranje-Frauen, die Siegerin des Straßenrennens, die Österreicherin Laura Stigger blieb 2019 dem Mountainbike treu, wurde dort vor wenigen Wochen Vizeweltmeisterin der Klasse U23. Auch Remco Evenepoel ist kein Junior mehr, der 19-jährige Belgier, aktueller Elite-Europameister im Einzelzeitfahren wird für sein Land im Zeitfahren und im Straßenrennen der Elite an den Start gehen.

Dort trifft er auch auf den aktuellen U23-Weltmeister Marc Hirschi aus der Schweiz, der zwar noch im U23-Zeitfahren nach dem Regenbogentrikot greifen wird, allerdings im Straßenrennen der Elite für sein Nationalteam am Start steht.

Programm:

22. September: Mixed-Staffel (Teamzeitfahren) / 28 Kilometer / Harrogate – Harrogate
23. September: EZF Juniorinnen / 14 Kilometer / Harrogate – Harrogate
EZF Junioren / 28 Kilometer / Harrogate – Harrogate
24. September: EZF U23 / 30,3 Kilometer / Ripon – Harrogate
EZF Frauen Elite / 30,3 Kilometer / Ripon – Harrogate
25. September: EZF Herren Elite / 54,1 Kilometer / Northallerton – Harrogate
26. September: Straße Junioren / 148,1 Kilometer / Richmond – Harrogate
27. September: Straße Juniorinnen / 86 Kilometer / Doncaster – Harrogate
Straße U23 / 186,9 Kilometer / Doncaster – Harrogate
28. September: Straße Frauen Elite / 149,7 Kilometer / Bradford – Harrogate
29. September: Straße Herren Elite / 285 Kilometer / Leeds – Harrogate

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