“Neues Team, neue Ziele, Full Force voraus“

Politt: Der Mann für die lange Flucht bei den Klassikern

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Politt: Der Mann für die lange Flucht bei den Klassikern"
Nils Politt im neuen Trikot seines neuen Teams Bora - hansgrohe | Foto: Bora - hansgrohe / Christof Kreutzer

14.01.2021  |  (rsn) - 65 Kilometer vor dem Ziel im Velodrom von Roubaix griff Nils Politt an. Der Hürther initiierte so bei der 117. Austragung der 'Königin der Klassiker' die entscheidende Gruppe und wurde am Ende mit Rang zwei belohnt. Beinahe hätte er Paris-Roubaix damals, vor zwei Jahren, sogar gewonnen.

Erinnerungen an diesen Tag dürften dem 26-Jährigen seine neue Rolle bei seinem neuen Team Bora - hansgrohe besonders schmackhaft machen. Dort nämlich ist Politt nicht mehr der alleinige Leader für die großen Kopfsteinpflaster-Klassiker, wie zuletzt bei Israel Start-Up Nation, nein vielmehr ist er der Kapitän 1b neben dem großen Superstar Peter Sagan.

"Wenn man sich anschaut, was Peter schon für Ergebnisse hat, ist er sicherlich unser erster Leader", erklärte Politt am Rande des Bora - hansgrohe-Trainingslagers am Gardasee im virtuellen Mediengespräch via Zoom und Enrico Poitschke bestätigte: "Peter ist der erste Mann in den Klassikern und Nils soll ihm im Finale helfen", so der Sportdirektor der Raublinger, um dann den entscheidenden Nebensatz anzufügen: "Oder vorher schon attackieren."

Die Taktik, die Politt vor zwei Jahren den bislang größten Erfolg seiner Karriere bescherte, darf und soll er auch in diesem Jahr wieder fahren - nur mit dem psychologischen Vorteil zu wissen, dass er - wenn es schief geht - noch Teamkollege Sagan in der Verfolgergruppe sitzen hat, der dann fürs Team die Kohlen aus dem Feuer holen kann.

Simples Taktik-Einmaleins: Den endschnelleren für den Schluss aufsparen

"Im Endeffekt muss man sehen, dass Peter sprintstark ist und Deceuninck - Quick-Step ja gerne mal jemand früh losschickt. Gegen deren Überzahl ist es im Finale alleine schwer. Man kann nicht jeden Angriff mitgehen. Und da ist es dann meine Aufgabe, früh mitzufahren", so Politt über das simple Taktik-Einmaleins, das deutsche Radsport-Fans für dieses Frühjahr lernen müssen: Der größte deutsche Hoffnungsträger ist zwar nicht der Kapitän in seinem Team, hat aber trotzdem gute Karten, wenn sich die Konkurrenz beispielsweise im richtigen Moment etwas zu lange anschaut.

Und im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als er bei Israel Start-Up Nation etwas verloren war, weiß Politt auch abgesehen von Sagan nun viele starke Teamkollegen an seiner Seite - Daniel Oss, Lukas Pöstlberger und Marcus Burghardt, mit dem er am Gardasee das Zimmer teilt, beispielsweise. "Die können da alle auch selbst vorne mit reinfahren", so Politt, der sich auf die Zusammenarbeit mit Sagan und Co. freue.

"Neues Team, neue Ziele, Full Force voraus"

Allgemein geht der 26-Jährige mit neuer Motivation in die Saison 2021. Das kurze Kapitel Israel Start-Up Nation - dort fahren wollte er ursprünglich ohnehin nicht wirklich, er musste von Teameigner Sylvan Adams nach der Katusha-Übernahme regelrecht bekniet werden - und eine verkorkste in den Herbst verschobene Klassikerkampagne, hat er hinter sich gelassen. Politt fühlt sich wieder viel frischer im Kopf, bringt gefühlte 8.000 Watt auf die Pedale. "Das kam ganz automatisch. Als ich nach der Pause mein Rad wieder angefasst habe, habe ich mir gesagt: Okay, neues Team, neue Ziele, Full Force voraus", sagte er.

"Ich freue mich darauf, mit Peter und den anderen Jungs zusammenzuarbeiten", sagte er und fügte hinzu: "Es ist das erste Jahr für mich in einer richtig starken Klassikermannschaft. Hier wird professionell gearbeitet. Das bringt mich ein gutes Stück weiter. Und auch das Material: Jeder weiß, dass Specialized momentan die besten Räder baut." Wenn man an Politts Defektpech im vergangenen Herbst denkt, dürfte auch das für seine Psyche ein wichtiger Punkt sein.

Die heiligen zwei Klassikerwochen sehen für Politt in diesem Jahr wie folgt aus: E3 Saxo Bank Classic, Dwars door Vlaanderen, Flandern-Rundfahrt, Scheldeprijs und Paris-Roubaix wird er bestreiten. Wie sein Programm vorher angelegt wird, ist noch nicht ganz klar - so suboptimal wie 2020, als Politt im Sommer zur Tour de l'Ain, dem Critérium du Dauphiné und der Tour de France geschickt wurde und somit mehr in den Bergen als auf belgischen Ackern unterwegs war, dürfte es aber nicht werden.

Und nach den Klassikern? Da steht Politt auf der Longlist für die Tour de France, doch ab Mai ist das Programm insgesamt noch offen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

13.12.2021Colbrelli will 2022 bei Van Aert und van der Poel mithalten

(rsn) - Der Triumph im Velodrome von Roubaix hat Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) viel Selbstvertrauen gegeben. Wie der Europameister im Gespräch mit cyclingnews erklärte, habe er sich seine Sie

17.11.2021Roubaix-Sieger Colbrelli Italiens Radsportler des Jahres

(rsn) - Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) ist zu Italiens Radsportler des Jahres gewählt worden und damit Nachfolger von Zeitfahrweltmeister Filippo Ganna (Ineos Grenadiers). Der 31-jährige Colbr

21.10.2021Team Qhubeka NextHash: In der Hölle des Nordens

(rsn) - Das Team Qhubeka NextHash hat im Februar (damals noch unter dem Namen Qhubeka Assos) auf Youtube eine Web-Serie unter der Überschrift "Race for a Change" gestartet - Videos, welche die Geschi

04.10.2021Walscheid: “Unglaublich, dass man so lange leiden kann“

(rsn) - Die 118. Ausgabe von Paris-Roubaix war vielleicht nicht das härteste Rennen aller Zeiten, wohl aber eines der brutalsten, das je von Anfang bis Ende live auf dem Bildschirm zu verfolgen war.

04.10.2021Colbrelli mit simpler Taktik und mentaler Stärke

(rsn) - Bis zum Sonntag gelangen Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) 33 Siege als Radprofi. Ein alles überragender war nicht dabei. Weder bei den drei großen Rundfahrten noch bei einem der fünf Mo

04.10.2021Van der Poel und Van Aert nach Regen-Roubaix urlaubsreif

(rsn) – Die erste verregnete Ausgabe von Paris-Roubaix seit 2002 sollte vor allem den Crossspezialisten wie Wout Van Aert (Jumbo – Visma) oder Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) entgegenkomm

03.10.2021Sturz und Defekt zerstören Moscons Siegträume

(rsn) - Wie nahe Triumph und bittere Niederlage bei Paris-Roubaix liegen können, musste Gianni Moscon (Ineos Grenadiers) bei der 118. Austragung des Klassikers erfahren. Lange Zeit führte der Italie

03.10.2021Vermeersch: “Die Klassiker sind meine Rennen, das ist klar“

(rsn) - Paris-Roubaix ist ein verrücktes Rennen. Wo sonst schaffen es Fahrer aus der ersten Gruppe des Tages am Ende noch in die Top Ten oder landen sogar auf dem Podium? Davon konnte nach der 118. A

03.10.2021Highlight-Video des 118. Paris-Roubaix

(rsn) - Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) hat die 118. Auflage von Paris-Roubaix gewonnen. Der Europameister aus Italien ließ nach dramatischen 258 Kilometern von Compiegne nach Roubaix im Sprint

03.10.2021Colbrelli gewinnt epische Schlammschlacht von Paris-Roubaix

(rsn) - Europameister Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) hat die erfolgreichste Saison seiner Karriere mit seinem ersten Sieg bei einem der fünf Monumente gekrönt. Der 31-jährige Italiener entsch

03.10.2021Colbrelli triumphiert bei “Königin der Klassiker“, Rutsch Elfter

(rsn) - Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) hat die 118. Auflage von Paris-Roubaix gewonnen. Der Europameister aus Italien ließ nach dramatischen 258 Kilometern von Compiegne nach Roubaix im Sprint

03.10.2021Roubaix: Van Vleuten zieht sich Becken- und Schulterfraktur zu

(rsn) - Mit einem zweifach gebrochenen Becken und einer Schulterfraktur endete für Annemiek van Vleuten (Movistar) die Premiere des Paris - Roubaix der Frauen. Das bestätigte die Zeitfahr-Olympiasie

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Weitere Einschränkungen für die 16. Giro-Etappe drohen

(rsn) – Bereits in der vergangenen Woche wurde der Streckenverlauf der über den Stelvio führenden 16. Giro-Etappe entschärft. Wegen Lawinengefahr nahm RCS Sport die Überquerung des 2.757 Meter

20.05.2024Algerien: Peschges wird auf neutralisierter Etappe Dritter

(rsn) - Marcel Peschges hat dem Team Embrace The World auf der 9. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) die nächste Podiumsplatzierung beschert. Der 27-Jährige sprintete Peschges in Annaba hinter dem

20.05.2024Müller sprintet bei Paris-Troyes aufs Podium

(rsn) – Tobias Müller (rad-net Oßwald) hat bei Paris – Troyes (1.2) sein erstes UCI-Podium der Saison eingefahren. Der 20-Jährige musste sich in Troyes nach 180 Kilometern im Sprint nur dem Au

20.05.2024Die Tour im Blick: Hält sich Pogacar in dritter Giro-Woche zurück?

(rsn) – Spätestens seit seiner Vorstellung auf der Königsetappe des 107. Giro d’Italia bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass nur noch ein Sturz oder eine Krankheit den Gesamtsieg von Tadej

20.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

20.05.2024Nur Groenewegen in Tongeren schneller als Ballerstedt

(rsn) – Maurice Ballerstedt (Alpecin – Deceuninck) hat bei der Ronde van Limburg (1.1) nur knapp seinen ersten Profisieg verpasst. Der 23-jährige Berliner musste sich bei dem belgischen Eintagesr

20.05.2024Weniger Stürze mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz?

(rsn) - Der Radsport wird technologisch immer ambitionierter. Das betrifft etwa die Materialentwicklung. Fünf Ingenieure sitzen etwa bei Colnago ganzjährig daran, die Arbeitsgeräte von Tadej Pogaca

20.05.2024Bora - hansgrohe: In der dritten Giro-Woche alle für Martinez

(rsn) – Bisher läuft der 107. Giro d´Italia für Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) voll nach Plan. Der Neuzugang aus Kolumbien hat sich bei der ersten Grand Tour des Jahres voll auf die

20.05.2024Quinn und Faulkner gewinnen US-Meisterschaften im Straßenrennen

(rsn) - Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck) hat sich bei einem Sturz im Verlauf des Port Epic eine Fraktur des Ellenbogens zugezogen, wie sein Team auf der Plattform X mitteilte. Der Belgier mu

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

20.05.2024Mattheis: Nach acht Jahren Pause ein spätes Comeback

(rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten

20.05.2024Geschke griff auf Königsetappe mutig nach Pogacars Bergtrikot

(rsn) - Simon Geschke (Cofidis) setzte auf der 15. Etappe von Manerba del Garda nach Livigno (Mottolino) zum großen Kampf um das Bergtrikot des Giro an. Am Ende musste er sich aber der schieren Kraf

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)