Vuelta-Hattrick 2019 - 2021 und 1992 - 94

Roglic ist der erste, der Romingers Serie einstellen konnte

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Roglic ist der erste, der Romingers Serie einstellen konnte"
Tony Rominger in Gelb (rechts) und Alex Zülle bei der Vuelta 1993 | Foto: Hennes Roth

07.09.2021  |  (rsn - Bis zu Primoz Roglic‘ drittem Vuelta-Gesamtsieg in Folge war der Schweizer Tony Rominger alleiniger Rekordsieger der Spanienrundfahrt. Zwar hatte Roberto Heras das Rennen in den Jahren 2000, 2003, 2004 und 2005 für sich entschieden. Der letzte Triumph wurde ihm aber nachträglich wegen Dopings aberkannt. Und da Rominger seine Erfolge in Serie eingefahren hatte, galt er als Nummer eins – so wie Miguel Indurain mit seiner Serie eine Sonderstellung unter den fünffachen Toursiegern einnimmt.

Seinen ersten Vuelta-Sieg fuhr Rominger erst im Jahr 1992 ein, als er gerade 31 Jahre alt geworden war. Bis dahin hatte der Schweizer zwar bereits Etappenrennen wie Paris-Nizza, Tirreno-Adriatico und die Tour de Romandie gewonnen. Auch die Lombardei-Rundfahrt stand bereits in seinen Palmares – nebst Giro-Etappensieg. Doch bei Grand Tours war sein bestes Gesamtresultat ein 16. Platz (Vuelta 1990) gewesen. 1991 bestritt er sogar gar keine große Landesrundfahrt.

1992 markierte den Wendepunkt in Romingers Karriere, da er sich erstmals auf die Gesamtwertung der Vuelta konzentrierte. Lange lag er aussichtsreich im Gesamtklassement, ehe er am drittletzten Tag im 38 Kilometer langen Einzelzeitfahren in Fuenlabrada das damals noch Gelbe Trikot von Jesus Montoya übernahm. Die letzte bergige Etappe am Folgetag entschied Rominger ebenfalls für sich.

In Madrid wurde er 24 Stunden später zum Gesamtsieger gekürt – 1:04 Minuten vor Montoya, 1:42 Minuten vor Pedro Delgado. Außerdem gewann Rominger die Kombinationswertung und lag in Punkt- und Bergklassement auf Rang zwei. Dies war der Auftakt der Schweizer Jahre bei der Spanienrundfahrt. Denn bis 1997 sollten fünf Gesamtsiege auf das Konto von Eidgenossen gehen, dazu vier weitere Podiumsplatzierungen.

1993 siegte Rominger hauchdünn vor seinem Landsmann Alex Zülle – nur 29 Sekunden trennten die beiden Dominatoren am Ende voneinander. Laudelino Cubino hatte auf Rang drei bereits fast neun Minuten Abstand. Zülle sah anfangs wie der kommende Sieger aus und hatte mit zwei Etappensiegen dafür gesorgt, dass er vom Start weg bis zur 12. Etappe das Leader-Trikot trug.

Im Zeitfahren in Saragossa, das der Sieger von 1991, Melchior Mauri, gewann, verlor Zülle Gelb an Rominger, der es bis zum Ende behalten sollte. Beide Schweizer sicherten sich je drei Tagesabschnitte – Zülle machte es mit seinem Sieg im Abschlusszeitfahren in Santiago de Compostela, wo Roglic gestern triumphierte, auch in der Gesamtwertung noch einmal richtig spannend, kam an Rominger aber nicht mehr vorbei.

Die beiden Schweizer sollten auch die Vuelta 1994 prägen, wobei Rominger in jenem Jahr seine wohl beeindruckendste Leistung ablieferte. Sechs Etappensiege – je drei im Kampf gegen die Uhr und bei Bergankünften , 21 Tage in Gelb und 7:28 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten sagen eigentlich alles. Dass es Zülle (am Ende 10:54 Minuten zurück) nicht aufs Podest schaffte, lag an einer Defektserie im letzten Zeitfahren in Segovia. Viermal musste der Eidgenosse stoppen, am Ende war er mit einem normalen Rennrad unterwegs, das lediglich einen Zeitfahraufsatz hatte.

Platz zwei belegte in jenem Jahr Mikel Zarrabeitia vor Pedro Delgado (+9:27), der wegen Zülles Malheur den letzten Grand-Tour-Podestplatz seiner großen Karriere einfuhr. Rominger hätte die Spanienrundfahrt wohl noch ein weiteres Mal gewonnen, doch das Rennen, das er auch stets als Vorbereitung auf die Tour bestritten hatte, wurde 1995 von April/Mai in den Spätsommer verlegt. So trat der Dreifachsieger beim Giro d’Italia an, den er prompt vor Jewgeni Berzin und Piotr Ugrumow gewann. Dabei holte er vier Etappensiege und trug 21 Tage lang das Rosa Trikot.

In Spanien brachte es der Tour-Zweite von 1992, der auch zweimal den Stundenweltrekord verbesserte, auf insgesamt 32 Tage in Gelb. 1993 hatte er bei der Vuelta auch die Punkt- und die Bergwertung für sich entschieden. 1996 wurde Rominger noch einmal Gesamt-Dritter hinter seinen beiden (!) Landsmännern Alex Zülle und Laurent Dufaux. Letztgenannter beendete die Vuelta 1997 hinter Zülle und Fernando Escartin auf Platz drei. Damit endeten die Schweizer Jahre in Spanien. Vielleicht kann Gino Mäder, der diesjährige Gesamtfünfte, ja irgendwann daran anknüpfen?

Die Hingabe an die Spanienrundfahrt und auch an andere Etappenrennen in jenem Land hat Rominger, der bei der Tour ausgerechnet an Miguel Indurain zerbrach, zum Publikumsliebling auf der iberischen Halbinsel gemacht. Sein Name hat dort noch heute einen großen Klang. Der eine oder andere Spanier wird es daher mit Genugtuung aufnehmen, dass Roglic, der mit dem zweiten lupenreinen Vuelta-Hattrick gleichgezogen hat, als ebenso bescheiden und fair gilt, wie es Tony Rominger während seiner glanzvollen Karriere stets war.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.10.2021Lopez: “Movistar schafft bestimmte Dinge nicht gut“

(rsn) - Erstmals seit seinem vorzeitigen Weggang von Movistar hat sich Miguel Angel Lopez öffentlich gegenüber spanischsprachigen Medien zu den Umständen der Trennung geäußert. Movistar und Lopez

18.09.2021Bestätigt: Lopez verlässt Movistar nach Vuelta-Eklat

(rsn) – Nun ist offiziell, was sich in den vergangenen zwei Wochen seit dem Ende der Vuelta a Espana immer mehr andeutete: Miguel Angel Lopez wird das spanische Team Movistar verlassen. Wie sein Arb

06.09.2021Lopez war rücksichtslos gegenüber seinen Teamkollegen

(rsn) - Der Fall Miguel Angel Lopez (Movistar) hat für heftige Diskussion in der Szene gesorgt. Wie ist es zu bewerten, dass der 27-jährige Kolumbianer aus Trotz während der vorletzten Etappe der V

06.09.2021Mäder: “Das Ergebnis ist vielleicht etwas zu gut ausgefallen“

(rsn) - Für die Vuelta a Espana hatte sich das Team Bahrain Victorious große Ziele gesteckt. Mikel Landa sollte nach seinem sturzbedingten Ausscheiden beim Giro d`Italia nun in seiner spanischen He

06.09.2021Lopez-Aus: Unzue kritisiert scharf, zeigt aber auch Verständnis

(rsn) – Movistar-Teamchef Eusebio Unzué hat sich im spanischen Radio am Sonntag erstmals öffentlich zum Ausstieg seines Schützlings Miguel Angel Lopez bei der Spanien-Rundfahrt am Samstag geäuß

06.09.2021Roglic: körperlich, mental und taktisch in neuen Dimensionen

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) war bei dieser Vuelta ein viel beschäftigter Mann. Im Rennen, aber auch noch nach dem Rennen. Während auf dem Platz vor der Kathedrale von Santiago de Compost

06.09.2021Großschartner: “Man gewinnt oder man lernt daraus“

Nach drei Wochen bei der Vuelta a Espana wollte Felix Großschartner im Bus zufrieden mit seiner Leistung sein. Das gab der Österreicher im Trikot von Bora – hansgrohe vor dem Auftakt der Rundfahrt

06.09.2021Video-Highlights zur 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) – Mit dem erwarteten Zeitfahr-Triumph von Gesamtsieger Primoz Roglic (Jumbo – Visma) ist die 76. Vuelta a Espana am Sonntag in Santiago de Compostela zu Ende gegangen. Beeindrucken konnte ab

05.09.2021Roglic kannte bei seinem 3. Vuelta-Triumph keine Gnade mit Mas

(rsn) – Sein Sieg kam nur wenig überraschend; Primoz Roglic (Jumbo – Visma), der Goldmedaillengewinner von Tokio im Zeitfahren, hat mit seinem Triumph im Kampf gegen die Uhr in Santiago de Compos

05.09.2021Roglic gewinnt Zeitfahren und feiert 3. Gesamtsieg in Folge

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo – Visma) hat auch im abschließenden Zeitfahren der Vuelta a Espana seine Überlegenheit mit einem deutlichen Sieg demonstriert. Der Slowene überholte kurz vor dem Ziel

05.09.2021Palzer: “Ich habe noch nie so viel leiden müssen“

(rsn) - Es war ein völlig neues Kapitel seiner Karriere, dass Anton Palzer vor drei Wochen in Burgos aufschlug und nun in Santiago de Compostela erfolgreich abschloss. Der 28-Jährige, der im April a

05.09.2021Alle Startzeiten des Einzelzeitfahrens der Vuelta a Espana

(rsn) - Josef Cerny (Deceuninck – Quick-Step) eröffnet heute um 17:02 Uhr das abschließende Einzelzeitfahren der Vuelta a Espana. Die Strecke ist relativ leicht, aber nicht ganz ohne Herausforderu

Weitere Radsportnachrichten

23.05.2024Arensman opfert für Thomas´ Podestplatz seinen Kampf um Weiß

(rsn) – Das Team Ineos Grenadiers hat beim Giro d'Italia am zweiten Tag in Folge sowohl Positives erreicht, als auch einen Zeitverlust einstecken müssen. Auf der 17. Etappe vom Val Gardena zum Pass

22.05.2024Vom Sohn und Neffen zum Sieger einer Giro-Etappe

(rsn) – Nach zwei Jahren in der U23 wechselte Georg Steinhauser am 1. Januar 2022 vom österreichischen Kontinental Team Tirol KTM in die WorldTour zu EF Education – EasyPost. Bekannt war er vor a

22.05.2024Pogacar: “Steinhauser war richtig stark“

(rsn) – Mit einem gut 35 Kilometer langen Solo holt sich der Allgäuer Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) den Sieg auf der 17. Etappe des 107. Giro d´Italia. Der 22-Jährige sichert sich

22.05.2024Steinhauser holt sich Tagessieg am Passo Brocon

(rsn) – Es waren noch etwa 400 Meter bis ins Ziel der 17. Etappe des Giro d’Italia, da huschte Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) zum ersten Mal ein Lachen übers Gesicht. Vorher war es

22.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 17. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

22.05.202418-jähriger Brite Brennan steigt 2025 bei Visma auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

22.05.2024Sellajoch neue Cima Coppi beim Giro d´Italia

(rsn) – Eigentlich hätte am Stilfserjoch die Cima Coppi der diesjährigen Austragung des Giro d´Italia vergeben werden sollen, jene Auszeichnung für den höchsten überquerten Punkt der Rundfahrt

22.05.2024Walscheid: “Wünsche mir, dass Fahrer nicht nur Gehaltsposten sind“

(rsn) – Die Diskussionen um die Verkürzung der 16. Giro-Etappe am Dienstag und den Weg dorthin in den Stunden vor der späten Entscheidung durch Rennveranstalter RCS beschäftigen das Peloton auch

22.05.2024Pogacar hat keine Gnade, aber verteilt ´Trostpflaster´ an Pellizzari

(rsn) – Ende der 1990er und Anfang der 2000er war der Giro d´Italia noch fest in Hand der einheimischen Fahrer, die von 1997 bis 2007 keinen ausländischen Sieg zuließen. Es folgten noch die Erfo

22.05.2024Arensman im Kampf um Weiß von Defekt und Thomas gebremst

(rsn) – Er schaute sich um. Er schaute sich nochmal um. Und nochmal. Aber sein Kapitän kam einfach nicht. Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) fuhr also mit gebremstem Schaum auf den letzten Kilomete

22.05.2024Power to the Peloton: Mit Einigkeit bekommen Fahrer ihren Willen

(rsn) – Der Radsport hat sich am Dienstag auf der 16. Etappe des Giro d´Italia einmal mehr nicht mit Ruhm bekleckert. Und das lag nicht am nächsten überlegenen Sieg von Tadej Pogacar (UAE Team Em

21.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Boucles de la Mayenne - (2.Pro, FRA)
  • Tour of Norway (2.Pro, NOR)