RSNplusRSN-Rangliste, Platz 18: S. Bissegger

EM- und WM-Gold in einem mental schweren Jahr

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "EM- und WM-Gold in einem mental schweren Jahr "
Stefan Bissegger (EF Education – Easy Post) wurde im August in München Zeitfahreuropameister | Foto: Cor Vos

03.12.2022  |  (rsn) – Im EM-Zeitfahren von München sicherte Stefan Bissegger (EF Education – Easy Post) den ersten internationalen Titel seiner noch jungen Karriere. Dennoch sprach der Schweizer gegenüber radsport-news.com von einer "durchwachsenen Saison, in der es nicht so lief wie erhofft.“

Verantwortlich dafür waren vor allem Krankheiten. Dem perfekten Saisonstart mit dem Sieg im Einzelzeitfahren der UAE Tour (2.UWT) folgte schon im März bei Paris-Nizza (2.UWT) der erste Rückschlag. Bissegger beendete trotz Fieber das dortige Einzelzeitfahren zwar auf einen respektablen achten Platz. Am Tag danach aber war an einen Start nicht mehr zu denken. "Wäre ich gesund gewesen, wäre im Zeitfahren natürlich viel mehr möglich gewesen“, kommentierte er sein Ausscheiden nach der 4. Etappe.

___STEADY_PAYWALL___

Durch die Erkrankung geriet auch die Vorbereitung auf die großen Frühjahrsrennen, für die er sich so viel vorgenommen hatte, gründlich durcheinander. "Das hat mir auch die Klassiker verkorkst“, sagte Bissegger, der zudem bei Gent-Wevelgem wegen eines Defekts "als es zur Sache ging und ich vorne dabei war“, ein Spitzenresultat verpasste. Die Flandern-Rundfahrt musste er wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung auslassen, erst zu Paris-Roubaix kehrte er wieder ins Feld zurück.

Bei Paris-Roubaix vom Team zu früh nach vorn geschickt

Bei der “Königin der Klassiker“ holte Bissegger mit Platz 21 das beste Ergebnis seiner diesjährigen Klassikerkampagne – allerdings sei auch ein Platz in den Top Ten möglich gewesen, wenn ihn die Sportliche Leitung nicht schon 70 Kilometer vor dem Ziel in die Offensive geschickt hätte, fügte er an. "Ich habe dabei ziemlich viele Körner rausgeworfen und bei der entscheidenden Attacke saß ich dann einfach eine Position zu weit hinten in der Gruppe. Denn der Fahrer vor mir hat das Loch aufgehen lassen“, erinnerte sich Bissegger, für den der Zug damit abgefahren war: "Über die Wiese konnte man nicht ausweichen und auf dem Pflaster gab es auch nur eine Linie zu fahren.“

Mit dem Sieg im Einzelzeitfahren der UAE Tour startete Stefan Bissegger (EF Education – Easy Post) perfekt in die Saison, die danach aber nicht mehr nach Wunsch lief. | Foto: Cor Vos

Nach den Klassikern richtete Bissegger seinen Fokus auf die Tour de France, für die er sich bei seiner Heimatrundfahrt den letzten Formschliff holen wollte. Doch im Verlauf der Tour de Suisse erkrankte er wie zahlreiche weitere Fahrer an Corona und musste nicht nur die Rundfahrt vorzeitig verlassen, sondern auch auf die Schweizer Meisterschaften verzichten. Sogar hinter seiner zweiten Tour-Teilnahme stand lange Zeit ein Fragezeichen.

"Ich war bis am Tag vor der Abreise zur Tour noch positiv. Ich habe von Corona selbst nicht so viel gemerkt, aber es hat mental ziemlich Körner gezogen. Denn ich wusste nicht, ob ich zur Tour kann oder nicht. Und diese Körner haben mir hinten raus gefehlt“, erklärte der 24-Jährige, der schließlich doch starten konnte, nach drei schweren Wochen dann aber lediglich einen 19. Etappenrang und einen längeren Fluchtversuch zu Buche stehen hatte.

In München eine Sekunde vor Küng zu EM-Gold

Dafür trat er Mitte August bei der Straßen-EM in Topform an. Im Zeitfahren von Fürstenfeldbruck konnte Bissegger über 24 Kilometer seinen Landsmann Stefan Küng in einem engen Duell auf den zweiten Platz verweisen. Die beiden Schweizer trennten am Ende gerade mal eine Sekunde. "Der EM-Titel war das große Highlight. Ich wusste definitiv, dass ich bereit für den Sieg bin. Ich bin extrem stark im Zeitfahren, es muss dann nur am Tag X einfach alles passen“, kommentierte er seinen Coup.

In Australien triumphierte Bissegger (2.v.l.) bei der Straßen-WM mit der Schweizer Mixed Staffel im Teamzeitfahren von Wollongong. | Foto: Cor Vos

Im September zählte der frisch gebackene Europameister auch im WM-Zeitfahren im australischen Wollongong zu den Anwärtern auf Gold. Doch nach 34,2 Kilometern reichte es nur zu Platz fünf – zur Bronzemedaille, die sich Remco Evenepoel holte, fehlten Bissegger deutliche 38 Sekunden. "Ich habe wohl etwas zu viel auf dem Zeitfahrrad trainiert. Das ist für den Kopf schon hart, wenn man sich da immer alleine quälen muss. Dadurch habe ich etwas an Motivation verloren“, erklärte Bissegger, für den "in Topform im Einzelzeitfahren einiges mehr drin gewesen“ wäre.

Das Maximum holte er dagegen mit seinen Landsleuten in der Mixed Staffel heraus, wo sich die Schweiz die Goldmedaille knapp vor Italien sicherte. "Im Team zu gewinnen ist immer etwas Schönes, da kann man die Freude teilen“, so Bissegger, der seine Saison Mitte Oktober mit Platz sieben beim Chrono des Nations beendete.

Im Jahr 2023 will er sich zunächst wieder auf die Klassiker konzentrieren, offen sei dagegen noch, ob er erneut eine Grand Tour bestreiten werde, und wenn ja, welche. "Ich hoffe aber, kleinere Rundfahrten fahren zu können. Auf diese möchte ich mich konzentrieren und peile Etappensiege an“, kündigte Bissegger an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.12.2022Fahrer des Jahres 2022: Küng freut sich über Strassacker-Trophäe

(rsn) – Eine Woche hatte Stefan Küng zuhause, bevor sich der Schweizer von Frauenfeld wieder verabschieden musste, um am heutigen Dienstag die nächste Trainingslager-Reise in Angriff zu nehmen.

19.12.2022Die Radsport-News-Jahresrangliste 2022 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr hat Radsport News wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raumes ermittelt. In unserer Rangliste 2022 fi

19.12.2022Ein Super-Jahr trotz zwei schmerzhafter Niederlagen

(rsn) – 2022 war das Jahr des Stefan Küng (Groupama - FDJ). Im Juni feierte der Schweizer die Geburt seines ersten Sohnes Noé und sportlich lief es über die gesamte Saison hinweg glänzend. Küng

18.12.2022Eine Hüft-OP ebnete den Weg zurück auf die Siegerstraße

(rsn) – Ein ganz großer Sieg wie beim Flèche Wallonne oder der Tour-Etappe in Sarran im Jahr 2020 sprang in dieser Saison zwar nicht für ihn heraus, doch mit insgesamt vier ersten Plätzen bei kl

17.12.2022Vom ersten bis zum letzten Rennen Leistung abgerufen

(rsn) – In seinem zweiten Profijahr gelang Mauro Schmid zwar kein Coup wie 2021, als er eine Etappe des Giro d‘Italia gewann. Doch bei seinem neuen Team Quick-Step Alpha Vinyl machte der Schweizer

16.12.2022Bester Deutscher trotz zwei Mal Corona und Nahtoderlebnis

(rsn) – Trotz zweier Coronaerkrankungen und eines schweren Trainingssturzes, der ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzte, konnte Max Walscheid (Cofidis) 2022 so viele Punkte für die Jahresranglist

15.12.2022In der Romandie geglänzt, bei der Tour tragischer Held

(rsn) – Er war der tragische Held der Tour de France – nicht nur aus deutscher Sicht, sondern auch für die internationalen Fans: Simon Geschke (Cofidis) kämpfte bis zur letzten Bergetappe wacker

14.12.2022Zunächst konstant stark, dann von Corona ausgeknockt

(rsn) - Auch wenn ihm in der Saison 2022 deutlich weniger Siege gelangen als noch im vergangenen Jahr, so wusste Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) mit einer deutlichen Leistungssteigerung zu beeindru

13.12.2022Nach den Klassikern aus dem Loch herausgearbeitet

(rsn) – Auch wenn er im Frühjahr wegen Krankheiten nicht die gewünschten Ergebnisse einfahren konnte und im Sommer bei der Tour de France leer ausging, fällt Nils Politts Saisonbilanz positiv aus

12.12.2022Nach langem Leidensweg Befreiungsschlag in der Schweiz

(rsn) – Es war eine der beeindruckendsten Triumphfahrten der gesamten Saison 2022: Als Bob Jungels (AG2R Citroën) am 10. Juli durch die Schweiz rauschte und in Chatel am Rande des Skigebiets Les Po

11.12.2022Immer wenn er fit war, kam etwas dazwischen

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bora – hansgrohe und der großen Enttäuschung über die verpasste Tour de France 2021 entschied sich Pascal Ackermann für einen Tapetenwechsel und heuerte bei UAE

10.12.2022Die Beständigkeit in Person

(rsn) – Der Wechsel von DSM zu Movistar hat sich für Max Kanter gelohnt. Der 25-Jährige muss zwar weiter auf seinen ersten Sieg warten, doch mit 29 Top-Ten-Resultaten war er der beständigste Erge

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)