Denk: “Wir waren einfach nicht gut genug“

Bora - hansgrohe bei Paris-Roubaix weit hinter den Erwartungen

Von Sebastian Lindner

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Pech oder Schlafmützigkeit: Nils Politt (Bora - hansgrohe) fuhr den Favoriten im Wald von Arenberg nur hinterher. | Foto: Cor Vos

10.04.2023  |  (rsn) – Während John Degenkolb (DSM) und Max Walscheid (Cofidis) mit ihren Plätzen sieben und acht bei Paris-Roubaix die deutschen Farben hochhielten, blieb das einzige WorldTeam aus der Bundesrepublik, Bora – hansgrohe, weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Kapitän Nils Politt war auf Platz 35 der Beste des Teams – 5:36 Minuten hinter Sieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck).

Für Politt war es – abgesehen von zwei nicht beendeten Rennen – das schlechteste Ergebnis in der “Hölle des Nordens“ seiner Karriere. Zu seiner Ehrenrettung: Auch Alexander Kristoff (Uno-X) als 15. fuhr mit der gleichen Zeit im Velodrom von Roubaix über die Linie. Die reine Zahl hinter dem Ergebnis des Deutschen Meisters klingt also noch ein bisschen dramatischer, als es die Leistung am Ende war, zumal auch andere, höher eingeschätzte Fahrer wie etwa Sep Vanmarcke (Israel – PremierTech), Jasper Stuyven (Trek – Segafredo), Yves Lampaert und Tim Merlier (beide Soudal – Quick-Step) oder Matteo Trentin (UAE Team Emirates) ebenfalls in diesem Hauptfeld ins Ziel kamen. Aber eben alle vor Politt.

Der 29-Jährige Roubaix-Zweite von 2019, der nach einem Infekt und Fieber nach der Flandern-Rundfahrt noch bis Mitte der Woche vor Paris-Roubaix im Bett lag, argumentierte nach dem Rennen zudem mit Sturzpech. “Zu Beginn war ich einmal in einen Sturz verwickelt, das war aber kein Problem. Ich musste dann einmal das Rad wechseln und da war das Rennen schon voll im Gange, das hat ein paar Körner gekostet. Im Wald von Arenberg kam dann ein Fahrer vor mir zu Sturz und ich habe den Anschluss an Ganna verloren“, schilderte der Kölner in einer Pressemitteilung seines Teams. “Da war das Rennen eigentlich für mich zu Ende. Es war sicher nicht mein bester Tag.”

Boras Mannschaftsergebnis ernüchternd, Archbold beendet keinen Klassiker

Generell lief es für Bora im ersten Teil des Rennens besser als gegen Ende. Ryan Mullen zählte in der Anfangsphase zu den aktivsten Fahrern bei dem Versuch, eine Ausreißergruppe zu bilden beziehungsweise Löcher zuzufahren, wenn keiner seiner Raublinger Teamkollegen vorne war. Als es dann doch eine Gruppe schaffte, war Jonas Koch dabei. “Zu Beginn sind wir ein starkes Rennen gefahren und waren bei allen Attacken dabei. Ich war dann auch in der Gruppe und bis Arenberg lief alles ganz gut. Auch dort bin ich gut durchgekommen und dachte, mit den Favoriten läuft die Gruppe gut.“ Doch auch der 29-Jährige, der letztlich mit 19:22 Minuten 109. wurde, musste ein Aber in sein Statement diktieren. “Ich habe dann in einem Sektor ein Hinterrad berührt und kam fast zu Sturz. Dort hab ich den ganzen Schwung verloren und es ist extrem schwierig, wieder zu beschleunigen. Dort habe ich auch gemerkt, dass mein Tank leer war. Mein Rennen war dort eigentlich zu Ende.“

Die Resultate für den Rest der Bora-Mannschaft waren nicht minder ernüchternd. Als Zweitbester aus dem Team schaffte es Patrick Gamper als 60. (+ 9:13 min) ins Ziel, sein österreichischer Landsmann Marco Haller wurde 80. (+ 13:11 min). Jordi Meeus erreichte das Ziel als 112. (+ 20:15 min) vier Plätze vor Mullen (+ 20:28 min), Shane Archbold beendete Paris-Roubaix genauso wenig wie zuvor die Flandern-Rundfahrt, Dwars door Vlaanderen, Gent-Wevelgem, die E3 Saxo Classic und Brugge-De Panne oder den Scheldepreis, bei dem er gar nicht erst startete, obwohl er auf der Meldeliste stand.

"Haben gepennt": Denk wirft seinem Team Schlafmützigkeit vor

Teamchef Ralph Denk, der 2018 mit Peter Sagan schon einmal Paris-Roubaix gewinnen konnte, fällte gegenüber cyclingmagazine.de ein deutliches Urteil: “Wir waren einfach nicht gut genug.“ Zwar war Denk mit dem Auftritt im ersten Teil seines Teams zufrieden. “Aber als es richtig losging in den Sektoren vor Arenberg, da waren wir mit Nils und Marco nicht auf Augenhöhe, um den entscheidenden Move zu machen. Und auch als nach Arenberg noch ein paar Fahrer zur Spitze aufschlossen, haben wir auch gepennt oder waren wieder nicht gut genug.“ Danach war der Zug für ein Top-Resultat abgefahren.

Auch ingsesamt, sagte der 49-Jährige, hätte sich das Team “bei den Klassikern schon ein Stück mehr erwartet“. Platz neun durch Danny van Poppel bei Gent-Wevelgem und der zehnte Rang von Politt bei Dwars door Vlaanderen waren die einzigen Top-Ten-Ergebnisse in der Klassikerkampagne von Bora.

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