RSNplusTourdebütant diesmal Dritter

Bauhaus erneut mit dem Näschen für das richtige Hinterrad

Von Joachim Logisch (Nogaro) und Peter Maurer

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Hinter Jasper Philipsen (Alpecin - Decueninck, li.) und Caleb Ewan (Lotto - Dstny) wurde Phil Bauhaus (Bahrain Victorious, Mi.) Dritter der 4. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

04.07.2023  |  (rsn) – Auch auf der Zielgerade der Motorsport-Rennstrecke in Nogaro im Süden Frankreichs, dem Schauplatz des finalen Sprints der 4. Etappe der diesjährigen Tour de France, zeigte sich Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious) von seiner besten Seite. Hinter Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) und Caleb Ewan (Lotto Dstny) wurde er nach 181,8 Kilometern Dritter, den Australier hatte er am Montag noch hinter sich gelassen.

"Ich bin beim größten Radrennen der Welt zweimal aufs Podium gefahren", sagte Bauhaus im Ziel zufrieden zu radsport-news.com und schien die neu gewonnene Aufmerksamkeit zu genießen. Seit Jahren gehört der Kölner zu den besten Sprintern der Welt, doch bislang sorgte er noch für keine großen Schlagzeilen in seiner Heimat, wo die Tour de France alle anderen Radrennen überstrahlt. "Ich weiß, dass ich nicht der Topfavorit bin, aber ich bin kein Neuling und habe sie alle schon geschlagen", führte der 28-Jährige weiter aus.

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Die beiden starken Sprints bewiesen aber auch, dass Bauhaus in der Vorbereitung auf seine Tour-Premiere alles richtig gemacht hat. Schon früh, nach Tirreno-Adriatico im März, legte er eine erste Rennpause ein mit dem Ziel, in bestmöglicher Form in Frankreich am Start zu stehen. Er trainierte viel zu Hause, finanzierte selbst aber auch ein längeres Trainingslager auf Mallorca. Und in den hektischen Sprintfinals steht ihm mit Nikias Arndt nun bei der Tour sein bester Freund zur Seite.

Zielsprint der 4. Etappe der Tour de France, in dem Phil Bauhaus (Bahrain Victorious, 3. V.r.) um den Tagessieg kämpfte. | Foto: Cor Vos

Am Saisonende wechselte der 31-Jährige vom Team DSM zur Bahrain-Mannschaft und nahm dort den Platz von Marcel Sieberg ein, der sich zuvor jahrelang um den Sprinter gekümmert hatte. "Nikias ist mein bester Freund. Ich kann ihm zu 100 Prozent vertrauen und er pusht mich im Zimmer und im Rennen", beschrieb Bauhaus die kongeniale deutsche Partnerschaft.

Arndt pilotiert seinen Sprintkapitän perfekt zur Zielgeraden

"Er macht das unglaublich gut", gab Arndt das Lob im Gespräch mit radsport-news.com zurück. Bei der Tour sind die beiden Zimmerpartner und die abendlichen Gespräche drehen sich natürlich um die Ankünfte der Flachetappen. "Wir sind gut befreundet und reden am Abend schon über die Tage. Aktuell ist er in der Form seines Lebens", urteilte Arndt, der auf der Motorsportstrecke von Nogaro seinen Kapitän Bauhaus sicher bis auf die Zielgerade brachte.

Dort schuf er ihm den nötigen Platz, so dass Bauhaus sich bei Höchstgeschwindigkeit mit den besten Sprintern der Welt messen konnte. "In der letzten Linkskurve, von der aus noch 600 Meter zu fahren waren, war ich innen und er außen. Wäre ich durchgefahren, hätte er weniger Schwung gehabt und so habe ich ihm angezeigt, dass er, wenn er kann, mit den Fahrern vor ihm mitfahren soll", berichtete Arndt.

Nach seinen beiden Top-Ergebnissen ist Bauhaus ein begehrter Interviewpartner bei der 110. Tour de France.. | Foto: Cor Vos

Bauhaus fand dann auch clever das wohl begehrteste Hinterrad, nämlich das von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck). "Ich wusste, dass er aber nur fährt, wenn er Jasper Philipsen am Hinterrad hat", berichtete der Bahrain-Profi, der sich hinter dem Belgier einordnete. Das Alpecin-Duo brauste dann der Linie entgegen. 300 Meter vor dem Ziel waren sie noch nicht unter den vordersten zehn Fahrern, aber durch die hohe Endgeschwindigkeit zog Philipsen noch an allen vorbei. In seinem Sog wurde Bauhaus Dritter.

Respekt vor den Bergen, aber schon heiß auf nächsten Sprint

"Zweimal bei der Tour bei Massensprints auf dem Podium ist ganz gut", urteilte Bauhaus mit Understatement über seine bislang so starke Leistung, die er auch darauf zurückführte, dass er nur selten in den Genuss eines gut aufgestellten Sprintzugs in die Rennen ging und sich daher seit Juniorentagen ein gutes Näschen für das richtige Hinterrad aneignete. "Darin war ich immer gut, schon in Juniorenzeiten. Ich war nie der stärkste Fahrer, also musste ich immer mit Auge fahren. Das hilft mir und kommt vom jahrelangen Üben", flachste er.

Mit Nikias Arndt (re.) bildet Bauhaus perfekt eingespieltes Sprintduo bei Bahrain Victorious. | Foto: Cor Vos

Mit stumpfen Waffen geht er aber nicht auf die letzten Kilometer. Matej Mohoric, Fred Wright und Arndt sorgen dafür, dass Bahrain ideal für den Sprint aufgestellt ist. "Hier haben wir ein gutes Team", sagte Arndt. "Und die Ergebnisse bestätigen, dass er (Bauhaus) zu den Besten gehört. Er ist in dem Kreis der schnellsten Männer angekommen und hat als Sprinter schon genug WorldTour-Rennen gewonnen. Die zwei Podien waren ein toller Einstieg, aber unser Ziel bleibt der Etappensieg", erklärte Arndt, der seinen Zimmerkollegen weiter pushen wird.

In den nächsten Tagen aber eher im Kampf gegen das Zeitlimit. Denn schon früh stehen die Pyrenäen an und für die Sprinter beginnt die Leidenszeit. "Jetzt geht es in die Berge und das gefällt mir nicht so. Für mich heißt es nun gut ins Ziel zu kommen und keinen Stress mit der Zeit zu haben", meinte Bauhaus, fügte aber an, dass er sich für den nächsten Sprint schon wieder bereit fühlt, wie eigentlich immer: "Wenn ich in der vordersten Gruppe bin, dann hoffe ich immer um den Sieg mitzufahren. Ich rechne mit jedem Massensprint."

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