Freispruch von der Jury, Schuldspruch von Konkurrenten

Philipsens Sprints sorgen für Diskussionen im Tour-Peloton

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Philipsens Sprints sorgen für Diskussionen im Tour-Peloton"
Jasper Philipsen (Alpecin - Deceunink, links) jubelt, während sich Biniam Girmay (Intermarché - Circus - Wanty, rechts) beschwert. | Foto: Cor Vos

08.07.2023  |  (rsn) - Kein Sprint ohne Kontroverse über das so dominante Team Alpecin – Deceuninck bei der diesjährigen Tour de France. Auch das Finale der 7. Etappe ließ einige Wogen hochschnellen, nachdem Sieger Jasper Philipsen auf den rechten Fahrbahnrand zog und dabei Biniam Girmay (Intermarché – Circus – Wanty) an der Bande keinen Platz mehr ließ. Während er auf der 3. Etappe noch lange Warten musste, ob sein Sieg, nach einem ähnlichen Manöver gegen Wout Van Aert (Jumbo – Visma) bestätigt wird, folgte der Jubel in Bordeaux früh und selbst ein Protest von anderen Mannschaften wurde schnell abgewiesen.

"Muss jemand erst stürzen bevor es eine Relegierung gibt?", fragte sich Mark Cavendishs Teammanager Alexandre Vinokurov (Astana Qazhaqstan) nach der 7. Etappe und griff damit nicht nur den Gedanken seines Sprinters auf, sondern legte bei der Jury auch gleich Protest ein. "Mich hat er nicht behindert, aber er kam von links nach rechts. Ich kann mir vorstellen, dass einige Teams wegen Philipsen Protest einlegen", befand der frühere Weltmeister und 34-fache Touretappensieger von der Isle of Man bereits direkt nach der Ankunft.

Klar, sein Team und der Brite selbst wären die ersten Profiteure von einer Zurücksetzung des Belgiers gewesen. Ob Cavendish die neue Rekordmarke, bei der er als einziger Fahrer in der Geschichte nun mehr als 34 Etappensiege, also einen mehr als Eddy Merckx, zu Buche stehen hätte, so genossen hätte wie einen sportlichen Erfolg ist fraglich.

Viel klarer war aber der Protest von Intermarché – Circus – Wanty, deren Sprinter Biniam Girmay deutlich von Philipsen den Weg abgeschnitten bekam. Obwohl der Eritreer an den Bremsen ziehen musste, reichte es für den dritten Tagesrang. Aber schon bei der Zieldurchfahrt machte er eine Gestik mit seiner linken Hand und unterstrich, dass er die Sprintbewegungen von Philipsen als nicht gut befand.

Gegenüber der Presse zeigte sich Girmay deutlich zurückhaltender. "Dass er nichts sagt, hat mit dem Giro im letzten Jahr zu tun. Da hat er was über Mathieu van der Poel gesagt und wurde dann in den Medien als böser Junge dargestellt", erklärte sein Sportlicher Leiter Aike Visbeek gegenüber NOS nach dem Rennen und ging dann in die Details des Sprints: "Biniam wurde an das Absperrgitter gedrückt und musste bremsen. Macht er das nicht, liegen 50 Fahrer am Boden."

"Er gewinnt zum dritten Mal, macht aber auch den dritten Fehler"

Visbeek sah in dem Straßenseitenwechsel von Philipsen alles andere wie eine normale Bewegung, im Gegensatz zur Rennjury, die die Proteste der Teams abwies. "Jasper gewinnt jetzt zum dritten Mal, aber macht auch zum dritten Mal einen Fehler", schilderte Visbeek und verwies dabei auf den ersten Massensprint auf der 3. Etappe, wo Philipsen im Ziel-S Wout van Aert (Jumbo – Visma) wenig Spielraum mehr ließ, aber auch auf den Tag danach in Nogaro, wo Danny Van Poppel (Bora – hansgrohe) den Alpecin-Sprinter beschuldigte, den schweren Sturz von Jakobsen zu verantworten.

"Er ist der beste Sprinter im Moment, mit dem besten Zug. Er könnte auch gerade sprinten und gewinnen. Meine Frage ist, warum er das nicht macht", so Visbeek, der findet, dass Philipsen nicht nur die Sprintlinien verletzt, sondern auch das Regelwerk überschreitet. Und da stimmte auch Girmay zu, auch wenn er dabei Philipsen nicht direkt beschuldigte: "Bei einem gefährlichen Sprint wie heute ist es wichtig, dass sich jeder an die Regeln hält und in einer geraden Linie ins Ziel sprintet. Ich habe mich wirklich in Gefahr gefühlt, als ich mit dem Fuß die Absperrung getroffen habe. Das hätte ein Alptraum sein können."

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.01.2024“Wir brauchen keine vier Soßen“: Wie Roglic Bora besser macht

(rsn) – Primoz Roglic macht Bora – hansgrohe besser. Das lässt sich schon sagen, bevor der Slowene überhaupt ein einziges Rennen gefahren ist. Während sich das erst Anfang März ändern und Rog

07.10.2023Thomas: “Ineos Grenadiers ist ein Team im Wandel“

(rsn) – Der letzte Tour-de-France-Sieg liegt schon vier Jahre zurück und vor allem daran lässt sich ablesen, dass Ineos Grenadiers längst nicht mehr das beste Grand-Tour-Team der Welt ist. Dennoc

30.07.2023Niewiadoma machte ihre Hausübungen für die Pyrenäen

(rsn) – Als am Col d‘Aspin auf der 7. Etappe der Tour de France Femmes die beiden Favoritinnen Demi Vollering (SD Worx) und Annemiek Van Vleuten (Movistar) erstmals in die Offensive gingen, konnte

27.07.202320 Sekunden Zeitstrafe: Vollering und SD Worx entsetzt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France Femmes, er war bislang einer um Sekunden. Lediglich deren acht hatte Demi Vollering (SD Worx) an den ersten vier Tagen mit großem Aufwand

27.07.2023Cofidis erfolgreich, aber Geschke “nicht so gut drauf“

(rsn) – Am Sonntag erwartete Simon Geschke (Cofidis) seine Teamkollegen in Paris zum großen Finale der 110. Tour de France, die er auf der 18. Etappe aufgrund heftiger Magenprobleme verlassen musst

26.07.2023Vingegaard euphorisch in Kopenhagen empfangen

(rsn) – Der Sieger der Tour de France, der Däne Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma), wurde am Mittwochnachmittag in Kopenhagen von mehreren 10000 Menschen empfangen. Eine große Menge versammelte si

25.07.2023Buchmann zweifelt an seinem Comeback als GC-Fahrer

(rsn) - Für einen Moment war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung darauf, einen Emanuel Buchmann zu sehen, wie er sich im Juli 2019 bei der Tour de France präsentiert und dabei einen sensationellen

24.07.2023Tour-Achter Gall derzeit kein Thema für Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch wenn ab August wieder Wechsel verkündet werden dürfen: Bora – hansgrohe und Felix Gall (AG2R - Citroën) werden nicht in einem Satz auftauchen. Nach der starken Vorstellung des Öst

24.07.2023Auch ohne Etappensiege imponieren Bauhaus und Zimmermann

(rsn) – Wie im Vorjahr kein Etappensieg und kein Fahrer in den vordersten Regionen des Klassements: Die Bilanz der nur sieben deutschen Starter bei der 110. Tour de France liest sich auf den ersten

24.07.2023Rückblick: Die 110. Tour de France in Zahlen

(rsn) – Drei hart umkämpfte Wochen, 21 Etappen und insgesamt 3405 Kilometer liegen hinter den Teilnehmern der diesjährigen Tour de France. Radsport-news.com blickt auf die 110. Frankreich-Rundfah

24.07.2023Pogacar vs. Vingegaard: Wer ist der beste Rundfahrer?

(rsn) – Wer ist der beste Rundfahrer der Welt? Für diesen inoffiziellen Titel kommen derzeit nur zwei Profis in Betracht: Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). D

24.07.2023Jumbo - Visma führt auch die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – Jumbo – Visma stellt mit Jonas Vingegaard nicht nur wie im vergangenen Jahr den Toursieger, sondern hat auch beim Preisgeld der 110. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt wieder abgeräumt. In

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2024Vuelta-Start 2025 wahrscheinlich im Piemont

(rsn) – Nachdem die Vuelta a Espana 2024 im August in Lissabon in Portugal beginnen wird, könnte auch 2025 ein Auslandsstart die Spanien-Rundfahrt eröffnen. Das hat Renndirektor Javier Guillen nun

03.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

03.06.2024Roglic gewinnt nicht die Etappe, aber ein gutes Gefühl

(rsn) – Den anvisierten Etappensieg verpasste Primoz Roglic am zweiten Tag des Critérium du Dauphiné. Doch unter den Klassementfahrern hat der Kapitän von Bora – hansgrohe nach der 2. Etappe tr

03.06.2024Zeitnahme-Auswertung hält Denz beim Dauphiné im Rennen

(rsn) – Nico Denz ist am Ende der 2. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) auf dem Col de la Loge kurz vor dem letzten Teamfahrzeug von Bora – hansgrohe und dem Besenwagen ins Ziel gekommen.

03.06.2024Froome und Woods reagieren auf L´Equipe-Bericht

(rsn) – Chris Froome und Michael Woods haben über die Social-Media-Plattform X auf einen Bericht der L'Equipe reagiert, in dem am Montag nahegelegt worden war, es habe im vergangenen Jahr Meinungsv

03.06.2024Cort Nielsen spurtet im Nebel noch an Ausreißer Armirail vorbei

(rsn) – Für Bruno Armirail (Decathlon – AG2R La Mondiale) muss es der Nebel des Grauens gewesen sein, der im Ziel der 2. Etappe der Dauphiné-Rundfahrt (2.UWT) dicht über dem Col de la Loge hing

03.06.2024Ferrand-Prévot beendet MTB-Karriere nach dieser Saison

(rsn) – Pauline Ferrand-Prévot will im kommenden Jahr ins Straßen-Peloton zurückkehren. Das hat die Weltmeisterin im Cross-Country auf dem Mountainbike gegenüber Eurosport bestätigt. Die FranzÃ

03.06.2024Uijtdebroeks kehrt bei Tour de Suisse ins Peloton zurück

(rsn) – Nach seinem krankheitsbedingt frühen Aus beim Giro d´Italia (2.UWT) wird Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike) am Sonntag bei der Tour de Suisse (2.UWT) wieder ins Renngeschehen zurü

03.06.2024Politt: Mit Pogacar-Rückenwind über Dauphiné und DM zur Tour

(rsn) – Auch wenn die 1. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) den Sprintern vorbehalten zu sein schien und es am Ende auch zur erwarteten Massenankunft kam, so hat ein Deutscher im Finale des

03.06.2024Polin Mul gewinnt die Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Mit einer schweren Bergankunft am Hochkar endete die Sportland NÖ Womens Tour in Niederösterreich am Sonntag. Österreichs einziges Etappenrennen für Frauen wurde von der Polin Malwina Mu

03.06.2024Froome in diesem Jahr angeblich für die Tour wieder gesetzt

(rsn) – Nach den großen Diskussionen um seine Ausbootung im vergangenen Jahr soll Chris Froome seinen Startplatz bei der Tour de France in diesem Jahr angeblich sicher haben. Das berichtet jedenfal

03.06.2024Bennett ging im Sprint gegen Pedersen die Kraft aus

(rsn) – Die Auftaktetapp des Critérium du Dauphiné (2.UWT) am Sonntag war die größte Chance für die Sprinter auf einen Tageserfolg im Verlauf der Woche bei der sogenannten Tour-Generalprobe. Un

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)