Müllers Mendoza-Tagebuch

Das Chaos des Massensprints mit Respektabstand angesehen

Von Robert Müller

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Robert Müller (rechts) und seine Fratelli-Teamkollegen bei der Vuelta Ciclista de Mendoza | Foto: privat

20.02.2024  |  (rsn) - Vor dem Start zur erneut tellerflachen 2. Etappe über 205 km gingen wir in ein Restaurant, um etwas Vernünftiges in den Magen zu bekommen. Diesmal schafften wir es ohne Platten zur Einschreibung und zum Start. Zu Beginn wurde etwas nervös gefahren und es kam zu einem größeren Sturz, in den auch Lukas von uns verwickelt war. Er schlug sich das Kinn auf und musste nach dem Ziel genäht werden. Es geht ihm aber ansonsten gut. Nach dem Sturz ging es auf die Windkante und es wurde kurz richtig hart für mich.

Nachdem das überstanden und eine Gruppe vorne raus war, wurde es im Feld ruhiger. Für mich jedoch nur kurz, denn ich hatte hinten einen Platten und musste das Laufrad wechseln. Das Problem dabei ist, dass ich als einziger unseres Teams noch Felgenbremsen fahre und wir nur einen Ersatzlaufradsatz für mich haben. Ich brauchte also das richtige Hinterrad und das musste erstmal gefunden werden. Mittlerweile ist es mit dem Material ziemlich kompliziert geworden, Felgen- oder Scheibenbremse, 140 oder 160 mm Bremsscheibe, 11-fach oder 12-fach, 23 oder 30 mm Reifen.

Nachdem ich das Hinterrad gewechselt hatte, war ich aus der Kolonne herausgefallen, fuhr jedoch hinter unserem Teamauto wieder nach vorne und nahm noch ein paar Flaschen mit. Es gibt hier relativ viele Platten und einige Fahrer haben Klebeband am Hinterbau und an der Gabel direkt über den Reifen als Schmutzabstreifer geklebt. Zur Halbzeit der Etappe bogen wir auf einen kurzen Rundkurs ein, den wir sechs Mal befuhren, zum Glück relativ gemütlich. Danach traten wir den langen Rückweg zum Start und Ziel an.

Die Straßen wurden schlechter und die Nachmittagssonne brannte in der ausgedörrten argentinischen Pampa erbarmungslos auf uns nieder. Die hohen Temperaturen von 34 Grad machten mir heute etwas zu schaffen und daher war ich froh über das moderate Tempo. Als es endlich ins Finale ging, zog das Tempo deutlich an und es wurde etwas gefährlich, denn wir kamen erst gegen 20 Uhr ins Ziel und fuhren direkt in die bereits sehr tief stehende Sonne hinein. Die Sonne blendete enorm und man konnte nur noch die Umrisse der Fahrer vor einem sehen. Auf der sehr breiten Zielgeraden kam es dann erneut zu einem Sturz.

Da fuhr ich jedoch bereits hinten im Feld und hatte genug Zeit, um zu reagieren und sah mir das Chaos des Massensprints mit Respektabstand an. Unser Sprinter Florian fuhr auf den starken 5. Platz, wofür es jedoch kein Preisgeld gibt, denn das bekommen nur die top Drei jeder Etappe. Im Ziel bemerkte ich, dass an meinem Ersatzhinterrad zwei Speichen komplett lose waren und die Nippel in der Felge herumklapperten. Erstaunlicherweise war der Achter aber nicht so schlimm und es war noch fahrbar.

Mit den Rädern fuhren wir dann zu unserem Hotel, das wir uns selbst gebucht hatten, um nicht wieder zu acht in einem winzigen stickigen Zimmer auf durchgelegenen Matratzen schlafen zu müssen. Die 3. Etappe wird über 160 km führen mit der ersten Bergankunft auf noch moderaten 1700 m Höhe. Leider gibt es wieder längere Transfers vor und nach der Etappe, aber so ist das nunmal.

Gez. Sportfreund Radbert

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