RSNplusZuhause bei den deutschesten Spaniern

Schweikart: “Wenn ich etwas mache, dann richtig“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Schweikart: “Wenn ich etwas mache, dann richtig“"
Aileen Schweikart (Laboral Kutxa - Fundación Euskadi) | Foto: Cor Vos

12.03.2024  |  (rsn) – Denkt man als Radsportfan an das Baskenland, so erscheinen einem die Bilder der begeisterten Zuschauer entlang der steilen Ziegenpfade, die bei der Vuelta a Espana, beim Clasica San Sebastian oder zuletzt auch im vergangenen Sommer bei der Tour de France befahren wurden. Eng verbunden ist die Region auch mit dem Radteam Euskaltel – Euskadi, das neben der Männerfraktion auf ProTeam-Niveau auch über eine Frauenequipe verfügt. Für diese fährt auch die Deutsche Aileen Schweikart (Laboral Kutxa - Fundación Euskadi), die am vergangenen Wochenende das Bergtrikot bei der Extremadura-Rundfahrt gewann.

"Das war zwar nicht so geplant, hat sich aber gut angefühlt", berichtete die aus Nürtingen bei Stuttgart stammende Sportlerin im Gespräch mit radsport-news.com. Der Prestigeerfolg, den sie zusätzlich mit einem fünften Rang im abschließenden Zeitfahren unterstrich, tat ihr gut: "Nach dem letzten Jahr hatte ich ein Erfolgserlebnis gebraucht." ___STEADY_PAYWALL___

Das Pfeiffersche Drüsenfieber warf sie 2023 zurück. "Ich hatte drei Monate Sportverbot, bestritt die Deutschen Meisterschaften, nachdem ich gerade einmal wieder zwei Wochen am Rad saß", blickte sie zurück. Schweikart zählt zu den vielen Quereinsteigerinnen im Frauenradsport, die zwar spät zum Sport fanden, deren Aufstieg dafür dann umso rasanter verlief.

Aileen Schweikart – eine Deutsche im Baskenland | Foto: Cor Vos

Spanisch und Sport waren ihre Lehramtsfächer in Freiburg, wo sie mittlerweile ihr Masterstudium abgeschlossen hat. Parallel zur Radkarriere versteht sich, die im Zuge eines pädagogischen Austauschs begann. Dabei verbrachte Schweikart acht Monate auf Mallorca, unterrichtete an einer Schule in Palma. Um besseren Kontakt zu den Einheimischen herzustellen, kaufte sie sich ein Rennrad, tourte um die Insel. "Ich wollte mehr spanisch sprechen und Leute kennenlernen. Ich bin ein sozialer Mensch", beschrieb die 27-Jährige sich selbst.

Erstes Straßenrennen gleich in Belgien

Das Austauschprogramm fand im Jahr darauf seine Fortsetzung und nachdem sie zuvor noch ihr Bachelor-Studium abgeschlossen hatte, wagte Schweikart sich in einer größeren Gruppe an ein erstes Radabenteuer. Diese wollte die 312 Kilometer lange Inselrunde gemeinsam bezwingen, abseits des gleichnamigen Rennens im Herbst. "Ich bin davor eigentlich gar nicht gefahren, aber habe gemerkt, dass ich die über 300 Kilometer ganz gut wegstecken konnte", erinnerte sich Schweikart, die bei dieser Tagesausfahrt die einzige Frau unter 20 Männern war, die noch dazu mit einem Schnitt von 33 km/h absolviert wurde.

"Danach haben mich ein paar Bekannte gefragt, ob ich das Radfahren nicht ein wenig ernsthafter betreiben sollte", so Schweikart, die davor mit Wettkampfsport kaum Berührungspunkte hatte. "Ich bin aber sehr zielstrebig und wenn ich etwas mache, dann richtig", sagte sie und getreu diesem Motto beabsichtigte sie, 2021 bei den Deutschen Meisterschaften an den Start zu gehen. Um etwas Vorbereitung darauf zu haben, nahm sie Olaf Janson, der Teammanager vom Team Stuttgart, noch zu ihrem ersten Profirennen mit. Kaum hatte Schweikart ihre erste Lizenz gelöst, stand sie in Belgien am Start, und zwar bei der Flanders Diamond Tour, einem Rundstreckenrennen der dritthöchsten UCI-Kategorie.

In wenigen Jahren vom Quereinstieg zu den ganz großen Rennen | Foto: Cor Vos

"Ich bin dort das erste Mal in einem großen Feld gefahren, immer an den hintersten Positionen und habe unendlich viele Sprints abgeliefert, um nicht rauszufallen. Am Ende war ich voller Laktat", erinnerte sie sich. Aber der Überlebenskampf verlief erfolgreich, denn auf Rang 77 wies Schweikart am Ende die gleiche Zeit auf wie Siegerin Lorena Wiebes, die damals für das Team DSM in die Pedale trat.

Keine Angst vor großen Namen

Eine Woche später stand sie dann am Start der Deutschen Straßenmeisterschaften, die unweit ihrer Heimat in Stuttgart ausgetragen wurden. Dort setzte sich damals Lisa Brennauer durch, in der ersten größeren Verfolgergruppe fuhr Schweikart auf Platz 15 ins Ziel, zeitgleich mit gestandenen Profis wie Lisa Klein, Franziska Koch oder Romy Kasper.

Und das hinterließ Eindruck, wenn auch nicht in Deutschland. Vom Team Bizkaia Durango kam das Angebot, dort ab August die verbleibende Saison auf Probe zu absolvieren. Dass die Quereinsteigerin mit viel Motivation, aber auch wenig Angst vor großen Namen in die Rennen ging, unterstrich sie gleich bei ihrem ersten Einsatz in Frankreich, dem Eintagesrennen La Périgord Ladies (1.2). "Ich glaube, heute würde ich nicht mehr einen Sprint gegen Marta Bastianelli probieren, aber ich kannte die anderen Fahrerinnen ja gar nicht", schmunzelte Schweikart, die im schweren Finale auf dem achten Platz, fünf Sekunden hinter der früheren Weltmeisterin, landete.

In den Rennen immer ein Aktivposten | Foto: Cor Vos

Nach ihrer ersten vollen Saison 2022 folgte dann der Wechsel zu ihrem aktuellen Team. Bei diesem möchte sie nun den Sprung in die höchste Stufe des Radsports schaffen. "Sie haben Ambitionen, um in die WorldTour aufzusteigen und wir sind gut aufgestellt. Die Fahrerinnen bekommen Gehalt und wir sind auch mit Material gut versorgt", erzählte Schweikart, die vor allem über die zur Verfügung gestellten Räder sehr glücklich ist, speziell wenn sie an ihre Anfänge zurückblickt.

Im Traktor gegen die Porsche-Fahrerinnen

"Als ich das erste Mal bei den Zeitfahrmeisterschaften am Start stand, da hatte ich kein Scheibenrad und mein Setup glich eher mehr einem Traktor und die anderen Frauen standen mit Rennern am Start, die wie ein Porsche auf mich wirkten", musste sie lachen. Doch der Kampf gegen die Uhr soll in dieser Saison zu ihrer neuen Paradedisziplin werden: "Mittlerweile bin ich mit Powermeter ausgestattet und ich mag das Zeitfahren."

Bei den Deutschen Meisterschaften wird auf die 'deutsche Spanierin' also zu achten sein. Davor wird sie auch erstmals bei den Ardennenklassikern am Start stehen. Ihre Mannschaft hat eine Einladung bekommen und wird sowohl beim Flèche Wallonne als auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich ins Rennen gehen. "Das könnte mir beides gut liegen", so Schweikart, die sich aber auch wieder auf die Vuelta a Espana freut.

Im Zeitfahren hat Schweikart große Ziele | Foto: Cor Vos

"Das Team ist extrem stolz auf seine Herkunft. Es ist alles sehr familiär und wenn ich dabei bin, dann verzichten sie schon mal auf die für Spanien typischen Essenszeiten und es gibt um 18:30 Uhr schon was", grinste Schweikart, die sich in ihrer Equipe mehr als wohl fühlt: "Ich bin ja sehr zielstrebig und die Basken sind die deutschesten Spanier, die auch richtig hart arbeiten und was erreichen wollen."

Dass es im Frauenradsport so viele Quereinsteigerinnen wie sie gibt, führt sie vor allem auf die harte Arbeit zurück. "Man kann viel Talent haben, entscheidend ist es aber, hart an sich zu arbeiten. Fehler gehören zu diesem Prozess, und dass man das, was man lernt, auch umsetzt. Das macht die wahren Athletinnen und Athleten aus", sagte Schweikart und fügte an: "Ich bin Lehrerin, da muss man ja fest daran glauben, dass die Menschen das Potenzial haben zu lernen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Reusser zurück im Feld und am Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Lippert: “Ich will einfach genießen, wieder Rennen zu fahren“

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag eine Woche zu Ende, die auch bei Liane Lippert (Movistar) normalerweise sehr hoch im Kurs steht. Die 26-Jährige war 2022 Dritte des Amstel Gol

21.04.2024Reusser kehrt schon Ende April zur Vuelta ins Feld zurück

(rsn) – Marlen Reusser (SD Worx – Protime) hat sich von ihren Sturzfolgen schneller als erwartet erholt und konnte bereits wieder trainieren. Wie ihr Management nun ankündigte, wird die dreimalig

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

Weitere Radsportnachrichten

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Königsetappe in der Romandie geht an Carapaz

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und am Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)
  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)