Erster Sieg beim Pfeil von Brabant

Longo Borghini gewinnt nach Attacken “am Berg meines Mannes“

Von Sebastian Lindner

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Elisa Longo Borghini gewinnt der Pfeil von Brabant. | Foto: Cor Vos

10.04.2024  |  (rsn) – Es wirkte nicht so, als wäre Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek) gerade 135 Kilometer mit einer bergaufführenden Zielankunft gefahren, so entspannt wirkte sie, als sie nach dem Überqueren der Ziellinie in Overijse vom Rad stieg und zum ersten Mal in ihrer Karriere den Pfeil von Brabant (1.Pro) gewonnen hatte.

Es vergingen 41 Sekunden, bis schließlich eine weitere Fahrerin das Ziel erreichte. Es war keine Geringere als die Siegerin des Ardennen-Triples des Vorjahres Demi Vollering (SD Worx – Protime), die von der Italienischen Meisterin im letzten Vorbereitungsrennen auf das Amstel Gold Race scheinbar mühelos distanziert wurde. Sieben Kilometer vor dem Ziel in Holstheide löste sich Longo Borghini von ihrer letzten Begleiterin, die ihrerseits ebenfalls als Solistin das Ziel erreichte. Mit über einer Minute Rückstand gewann Alexandra Manly (Liv – AlUla - Jayco) dann den Sprint des Feldes.

“Ich widme den Sieg meinem Mann Jacopo“, sagte die seit Oktober letzten Jahres verheiratete Longo Borghini. Warum? Völlig klar, denn “nicht jedes Rennen hat einen Berg mit seinem Namen“. Longo Borghini spielte dabei auf die Ähnlichkeit der Namen Mosca, wie ihr Gatte heißt, der im Männerteam von Lidl-Trek unterwegs ist, und der Moskestraat an. “Wir haben Witze über den Namen gemacht, es ist sein Berg. Und ich wollte dort attackieren.“

Gesagt, getan. Den insgesamt viermal zu überfahrenden gepflasterten Anstieg nutze Longo Borghini beim zweiten Mal, um das Feld erstmals zu selektieren. Es löste sich eine Gruppe mit vielen großen Namen, die sich aber nicht einig war und wieder gestellt wurde. Als es das dritte Mal über die Moskestraat ging, konnte nur Vollering folgen. Das Duo fuhr zu einer Spitzengruppe nach vorne und zerlegte die im Laufe der nächsten Runde.

Nächstes großes Ziel der 32-Jährigen sei nun Lüttich-Bastogne-Lüttich. “Beim Flèche Wallonne wollen wir für Gaia (Realini) fahren, beim Amstel Gold Race für Shirin (van Anrooij)“, kündigte die Siegerin der Flandern-Rundfahrt bereits an.

So lief der Pfeil von Brabant der Frauen

Schon früh im Rennen war Tempo drin. Die hohe Nervosität sorgte zudem für mehrere Stürze, die allerdings alle glimpflich ausgingen. Die Gruppe des Tages löste sich dann aber doch erst nach 16 Kilometern, nachdem auch die ersten Anstiege überfahren waren. Auf Initiative von Laura Molenaar (VolkerWessels) setzte sich die Niederländerin gemeinsam mit Coryn Labecki (EF Education – Cannondale), Karin Söderqvist (Lifeplus – Wahoo) und Emily Watts (Chevalmeire) ab.

Fast vier Minuten fuhr sich das Quintett heraus, 50 Kilometer vor dem Ende bekam dann Watts Probleme. Die Gruppe hatte noch 60 Sekunden Vorsprung übrig. Gleichzeitig attackierte Longo Borghini hinten im Feld am Pflasteranstieg Moskestraat. Ihr schlossen sich sieben weitere Fahrerinnen an, unter anderem auch Vollering. Doch die Gruppe arbeitete nicht zusammen und wurde schnell wieder vom allerdings reduzierten Feld gestellt.

In die Spitzengruppe hingegen sprangen Sofia Bertizzolo (UAE Team ADQ) und Alessia Vigilia (FDJ – Suez) nach vorn. Watts musste sich aber auf dem finalen Rundkurs zwei Zieldurchfahrten vor dem Ende geschlagen geben. Der Rest der Gruppe konnte sich Richtung 30-Kilometer-Marke allerdings wieder absetzen. Aus 15 Sekunden wurden wieder eine knappe Minute.

Das Streckenprofil des Pfeil von Brabant der Frauen | Foto: Cor Vos

An der Moskestraat attackierte Longo Borghini erneut, die dann von Vollering überflügelt wurde. Am Anstieg Holstheide hatte das Duo die Spitze eingeholt. Einen Berg später auf der Ziellinie in Overijse konnte nur noch Vigilia am Hinterrad von Vollering und Longo Borghini bleiben.

Das Trio baute auf der Schlussrunde seinen Vorsprung aus, hatte bei 16 Kilometern vor dem Ende eine halbe Minute. Es war dann erneut die Moskestraat zehn Kilometer vor dem Ende, als Vigilia nicht mehr folgen konnte. In Holstheide schaltete Longo Borghini dann noch einen drauf und setzte sieben Kilometer vor dem Ziel die finale Attacke, die letztlich zum Sieg reichte. Vollering beendete das Rennen als Zweite, den Sprint des Feldes gewann Manly souverän.

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