Kupfernagel: Manche zeigen mir einen Vogel

29.01.2004  |  Frau Kupfernagel, Bundestrainer Peter Weibel hat sie nach ihrem Weltcup-Sieg in Nommay zur WM-Favoritin erklärt. Setzt Sie das unter Druck?

Hanka Kupfernagel: "Bei den Ergebnissen, die ich in den vergangenen Monaten erzielt habe, kommt der Druck von allen Seiten. Beim ersten Weltcup war ich Zweite, und danach habe ich jedes Rennen gewonnen. Da steigen die Erwartungen von selbst. Die Cross-Hoffnungen des BDR liegen wohl derzeit vor allem auf meinen Schultern."

Wie gehen Sie damit um?

Hanka Kupfernagel: "Ein wenig abgemildert wird der Druck dadurch, dass ich ja ein weiteres Projekt plane …"

… sie meinen die Olympiateilnahme auf der Bahn.

Hanka Kupfernagel: "Ja, das ist schon ein kleines Wagnis: Heute Nachmittag fahre ich bei den BDR-Sichtungsrennen auf der Bahn in Frankfurt/Oder. Danach reise ich zurück nach Berlin, steige Freitag in den Flieger nach Frankreich. Samstag schaue ich mir die Strecke in Pont Château an und am Sonntag kämpfe ich um die WM-Medaillen im Cross."•

Ist dieser Zeitplan ein Risiko?

Hanka Kupfernagel: "Sicher wäre mir ein Termin nach der WM lieber, aber das kann man sich eben nicht aussuchen. Es gibt ein paar Leute, die mir angesichts meiner Pläne einen Vogel zeigen. Es sind eben zwei ganz verschiedene Sportarten. Aber das Rennen in Magstadt hat gezeigt, dass es funktionieren kann. Ich hatte sehr gute Beine, obwohl ich am Abend vorher einen 3000-Meter-Test auf der Bahn absolviert habe."

Was hat Sie in dieser Saison so stark gemacht?

Hanka Kupfernagel: "Ich konnte seit Juli kontinuierlich trainieren und bin seitdem gesund, nachdem ich in der ersten Jahreshälfte 2003 sehr viel krank gewesen war. Außerdem bin ich psychisch stärker geworden, weil ich genau dieses Tief überwunden habe."

Wer ist für Sie die schärfste Konkurrentin im Kampf um Gold?

Hanka Kupfernagel: "Maryline Salvetat aus Frankreich. Sie wird vor eigenem Publikum super motiviert sein. Außerdem muss ich auf Alison Dunlap achten und natürlich auch auf Daphny van den Brand aus den Niederlanden, zumal die Holländerinnen mit einem starken Team bei der WM antreten."

Kennen Sie die Strecke von Pont Château bereits?

Hanka Kupfernagel: "Nein, aber wenn die Holländerinnen zusammenarbeiten, erhöht sich die Spannung, und das WM-Rennen wird schwieriger, als es von den Weltcup-Ergebnissen her scheint."

Was für ein Wetter wünschen Sie sich für die WM?

Hanka Kupfernagel: "Mir würde weicher Untergrund liegen. Deswegen wäre es nicht so toll, wenn der Boden hart gefroren wäre. Dann lieber ein bisschen Regen und Temperaturen über dem Gefrierpunkt, so dass die Strecke schwer und technisch anspruchsvoll wird."

Sie sind in diesem Winter von Sieg zu Sieg geeilt, während die deutschen Männer hinterherfuhren.Was machen Ihre Kollegen falsch?

Hanka Kupfernagel:"Es gibt viele gute Ansätze. Jeder versucht sein Bestes. Das sollte ernst genommen und mehr unterstützt werden."

Hat der Querfeldein-Sport in Deutschland eine Perspektive, solange er von den besten deutschen Fahrern gemieden wird?

Hanka Kupfernagel: "Er hat große Perspektiven. Wir haben nächstes Jahr mit der WM in St. Wendel die Chance, den Cross-Sport nach vorne zu bringen. Vielleicht ist sogar eine Entwicklung wie beim Biathlon oder Eisschnelllauf denkbar – zwei Sportarten, die aus kleinen Anfängen ganz groß geworden sind. Wir müssen den Sport bloß besser vermarkten und ihn für die Medien interessant machen. Zumal Cross so ziemlich das einzige Gebiet ist, auf dem sich die im Radsport aktiven Sponsoren im Winter präsentieren können. Querfeldeinrennen sind attraktiv, weil die Zuschauer ganz dicht am Geschehen sind und weil die Wettkämpfe nicht so lange dauern. Wenn Radcross nicht attraktiv wäre, würden in Holland, Belgien und Frankreich kaum Zehntausende an den Strecken stehen."

Das klingt, als sei Cross ihre Lieblingsdisziplin.

Hanka Kupfernagel: "Das stimmt. Ich habe schon immer die Athletik der Cross-Fahrer bewundert und für mich selbst angestrebt. Außerdem liebe ich das Cross-Feeling: einen Berg hoch rennen, die Zuschauer sind nur eine Armlänge weg, dann einen Abhang runter fahren – klasse. Und die gleiche Strecke kann bei unterschiedlichem Wetter ganz andere Anforderungen stellen. Es ist die abwechslungsreichste Disziplin."

Und was kommt in ihrer persönlichen Hitliste danach?

Hanka Kupfernagel: "Danach kommt natürlich Straße. Die Bahn habe ich jetzt für mich wieder entdeckt, nachdem ich sie jahrelang gemieden habe, weil ich das eintönige Rundendrehen satt hatte. Aber komischerweise hat es für mich auf einmal etwas Beruhigendes, gleichmäßig im Kreis zu fahren. Um die Liste komplett zu machen, müsste ich mal wieder Mountainbike fahren."

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die

20.05.2024Weitere Einschränkungen für die 16. Giro-Etappe drohen

(rsn) – Bereits in der vergangenen Woche wurde der Streckenverlauf der über den Stelvio führenden 16. Giro-Etappe entschärft. Wegen Lawinengefahr nahm RCS Sport die Überquerung des 2.757 Meter

20.05.2024Algerien: Peschges wird auf neutralisierter Etappe Dritter

(rsn) - Marcel Peschges hat dem Team Embrace The World auf der 9. Etappe der Algerien-Rundfahrt (2.2) die nächste Podiumsplatzierung beschert. Der 27-Jährige sprintete Peschges in Annaba hinter dem

20.05.2024Müller sprintet bei Paris-Troyes aufs Podium

(rsn) – Tobias Müller (rad-net Oßwald) hat bei Paris – Troyes (1.2) sein erstes UCI-Podium der Saison eingefahren. Der 20-Jährige musste sich in Troyes nach 180 Kilometern im Sprint nur dem Au

20.05.2024Die Tour im Blick: Hält sich Pogacar in dritter Giro-Woche zurück?

(rsn) – Spätestens seit seiner Vorstellung auf der Königsetappe des 107. Giro d’Italia bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass nur noch ein Sturz oder eine Krankheit den Gesamtsieg von Tadej

20.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

20.05.2024Nur Groenewegen in Tongeren schneller als Ballerstedt

(rsn) – Maurice Ballerstedt (Alpecin – Deceuninck) hat bei der Ronde van Limburg (1.1) nur knapp seinen ersten Profisieg verpasst. Der 23-jährige Berliner musste sich bei dem belgischen Eintagesr

20.05.2024Weniger Stürze mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz?

(rsn) - Der Radsport wird technologisch immer ambitionierter. Das betrifft etwa die Materialentwicklung. Fünf Ingenieure sitzen etwa bei Colnago ganzjährig daran, die Arbeitsgeräte von Tadej Pogaca

20.05.2024Bora - hansgrohe: In der dritten Giro-Woche alle für Martinez

(rsn) – Bisher läuft der 107. Giro d´Italia für Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) voll nach Plan. Der Neuzugang aus Kolumbien hat sich bei der ersten Grand Tour des Jahres voll auf die

20.05.2024Quinn und Faulkner gewinnen US-Meisterschaften im Straßenrennen

(rsn) - Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck) hat sich bei einem Sturz im Verlauf des Port Epic eine Fraktur des Ellenbogens zugezogen, wie sein Team auf der Plattform X mitteilte. Der Belgier mu

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

20.05.2024Mattheis: Nach acht Jahren Pause ein spätes Comeback

(rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)