Verleumdungsprozess

Simeoni zieht Armstrong vor Gericht

Von Matthias Seng

15.12.2005  |  Auf Nicola Insit dürfte Lance Armstrong derzeit nicht gut zu sprechen sein. Nach einer Entscheidung des italienischen Richters wird sich der siebenfache Toursieger am 7. März 2006 vor einem Gericht in Latina bei Rom in einem von dem Radprofi Filippo Simeoni angestrengten Verleumdungsprozess verantworten müssen.

Richter Insit verwarf in einer vorprozessualen Anhörung einen Antrag von Armstrongs Anwälten, in denen die örtliche Zuständigkeit des Gerichts bezweifelt worden war. Simeonis Klage basiert auf einem Interview, das Armstrong im Juli 2003 der französischen Tageszeitung Le Monde gegeben und in dem er dem Italiener einen Lügner genannt hatte.

Simeoni hatte im Dopingprozess gegen den Sportmediziner Michele Ferrari diesen schwer belastet und unter anderem ausgesagt, Ferrari habe auch ihm, Simeoni, EPO verschafft. Der seit langem im Visier von Dopingfahndern stehende Ferrari hatte über Jahre hin mit Armstrong zusammengearbeitet, und auch, nachdem die zahlreichen Vorwürfe und Indizien gegen ihn in einen Strafprozess mündeten, hatte der Amerikaner an seinem Vertrauten festgehalten – und stattdessen Simenoi beschimpft. Ferrari wurde mittlerweile von einem italienischen Gericht wegen Sportbetrugs und diversen Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt.

Vor diesem Hintergrund ist auch Armstrongs „Mobbing-Aktion“ auf der 18. Tour-Etappe des letzten Jahres zu sehen. Der uneinholbar in Führung liegende Träger des Gelben Trikots hatte damals einen Ausreißversuch Simeonis in spektakulärer Weise verhindert, indem er sich an dessen Hinterrad heftete und den Italiener zwang, sich wieder ins Hauptfeld zurückfallen zu lassen. Seine Aktion, die allgemein kritisiert worden war, hatte Armstrong nach der Etappe mit dem eigenwilligen Argument gerechtfertigt, Simeoni wolle den Radsport kaputtmachen und er, Armstrongs, schütze nur die Interessen des Pelotons.

Gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA kommentierte Simeoni die Entscheidung des Richters: "Früher oder später kommt die Wahrheit immer heraus. Die Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf und ich schaue ruhig und mit Zuversicht dem 7.März entgegen."

Lance Armstrong droht im schlimmsten Fall eine mehrjährige Haftstrafe. Aber weil nach wie vor umstritten ist, ob ein italienisches Gericht in diesem Fall überhaupt zuständig ist, besteht eine realistische Aussicht darauf, dass Simeonis Klage abgewiesen wird.

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Die Tour im Blick: Hält sich Pogacar in dritter Giro-Woche zurück?

(rsn) – Spätestens seit seiner Vorstellung auf der Königsetappe des 107. Giro d’Italia bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass nur noch ein Sturz oder eine Krankheit den Gesamtsieg von Tadej

20.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

20.05.2024Nur Groenewegen in Tongeren schneller als Ballerstedt

(rsn) – Maurice Ballerstedt (Alpecin – Deceuninck) hat bei der Ronde van Limburg (1.1) nur knapp seinen ersten Profisieg verpasst. Der 23-jährige Berliner musste sich bei dem belgischen Eintagesr

20.05.2024Weniger Stürze mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz?

(rsn) - Der Radsport wird technologisch immer ambitionierter. Das betrifft etwa die Materialentwicklung. Fünf Ingenieure sitzen etwa bei Colnago ganzjährig daran, die Arbeitsgeräte von Tadej Pogaca

20.05.2024Bora - hansgrohe: In der dritten Giro-Woche alle für Martinez

(rsn) – Bisher läuft der 107. Giro d´Italia für Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) voll nach Plan. Der Neuzugang aus Kolumbien hat sich bei der ersten Grand Tour des Jahres voll auf die

20.05.2024Quinn und Faulkner gewinnen US-Meisterschaften im Straßenrennen

(rsn) - Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck) hat sich bei einem Sturz im Verlauf des Port Epic eine Fraktur des Ellenbogens zugezogen, wie sein Team auf der Plattform X mitteilte. Der Belgier mu

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

20.05.2024Mattheis: Nach acht Jahren Pause ein spätes Comeback

(rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten

20.05.2024Geschke griff auf Königsetappe mutig nach Pogacars Bergtrikot

(rsn) - Simon Geschke (Cofidis) setzte auf der 15. Etappe von Manerba del Garda nach Livigno (Mottolino) zum großen Kampf um das Bergtrikot des Giro an. Am Ende musste er sich aber der schieren Kraf

19.05.2024Vor Steinhauser landen in Livigno nur die Grand-Tour-Könige

(rsn) – Es war ein großer Tag für Georg Steinhauser (EF Education - EasyPost). Der 22-Jährige hielt auf der Königsetappe des Giro d´Italia im Konzert der Grand-Tour-Gesamtsieger prächtig mit.

19.05.2024Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade

(rsn) – Nach anderthalb Jahren außerhalb des Profi-Pelotons ist Nairo Quintana in dieser Saison zu Movistar zurückgekehrt, um an alte, glanzvolle Tage anzuknüpfen und als Kapitän zehn Jahre nach

19.05.2024Pogacar dominiert den Giro d´Italia – mit Plan, Verstand & Stärke

(rsn) – Die Entscheidung der Königsetappe des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) ist knapp 15 Kilometer vor dem Ziel gefallen. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) tritt vom Hinterrad seines Teamk

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)