WM-Titel krönt lange Karriere

Bettini erfüllt sich Traum! Jetzt auf die Bahn?

Von Matthias Seng

25.09.2006  |  Paolo Bettini rundet mit seinem WM-Titel eine Karriere ab, die vor zehn Jahren bei den U23-Titelkämpfen begann und in deren Verlauf er sich zum weltbesten Eintagesspezialisten entwickelte.

Die vor zehn Jahren erstmals ausgetragenen U23-Weltmeisterschaften wurden zu einem kompletten Triumph der Italiener. Die Medaillen machten Giuliano Figueras, Roberto Sgambelluri und Luca Sironi unter sich aus. Vierter wurde ein gewisser Paolo Bettini, dessen Platzierung im Trubel um seine Landsleute unterging. Der damals 22-Jährige stand an diesem Tag im Schatten des Medaillen-Trios, das in der Folgezeit von den italienischen Medien zu Stars hochgejubelt wurde – zu früh, wie sich herausstellen sollte.

Bettini dagegen fand einen berühmten Mentor und machte seinen Weg. Der nur 1,68 Meter große Nachwuchsfahrer begab sich in die Obhut von Michele Bartoli, um die Jahrtausendwende wohl der besten Eintagesfahrer. Zusammen ging das Duo zu MG-Technogym (1997), dann zu ASICS (1998) und landete schließlich bei Mapei. Bettini wurde Bartolis Edelhelfer und stellte sich bedingungslos in die Dienste seines berühmten Landsmanns, der 1998 die Nummer eins der Weltrangliste wurde.

Im langen Schatten Bartolis schien der Il Grillo (die Grille) genannte Bettini zunächst nicht aufblühen zu können. Niemand rechnete damit, dass er sich je zu einem ernsthaften Konkurrenten für seinen nur vier Jahre älteren Chef entwickeln würde. Dann stürzte Bartoli bei der Deutschland Tour 1999 schwer und musste lange aussetzen. Das war Bettinis Stunde. In Abwesenheit Bartolis gewann er im Frühjahr 2000 Lüttich-Bastogne-Lüttich. Im September des Jahres war das Duo bei den Olympischen Spielen in Sydney wieder vereint, hatte aber im Straßenrennen gegen das deutsch-kasachische Trio Jan Ullrich, Alexander Winokurow und Andreas Klöden keine Chance. Den beiden Italienern blieben nur die Plätze vier und fünf.

Bei den kurz darauf stattfindenden Weltmeisterschaften im französischen Plouay endete die langjährige enge Partnerschaft. Bettini „vergaß“ für seinen Kapitän den Sprint anzuziehen. Es war offensichtlich, dass Il Grillo eigene Ambitionen hatte. Die Wachablösung fand statt. Bettinis Kurve zeigte nach oben, Bartolis Karriere neigte langsam dem Ende entgegen. Der am 4. Januar in der toskanischen Kleinstadt Cecina geborene Bettini siegte mit Ausnahme der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix bei den berühmtesten Eintagesrennen der Welt, gewann drei Mal in Folge den Weltcup und wurde 2004 Olympiasieger im Straßenrennen von Athen. Nur eines seiner großen Ziele schien unerreichbar zu bleiben: der Weltmeistertitel.

2001 wurde Bettini vom Spanier Oscar Freire geschlagen. Im Jahr darauf musste Bettini beim Triumph seines italienischen Kapitäns Mario Cipollini Helferdienste verrichten. 2003 sprang nur der vierte Platz heraus. Bei der Heim-WM 2004 in Verona verletzte sich Bettini. Im vergangenen Jahr setzte das italienische Team auf Alessandro Petacchi – und erlebte eine Pleite, weil der Super-Sprinter am Ende keine Kraft mehr hatte. In diesem Jahr nun hat Bettini, mittlerweile 32 Jahre alt, sein letztes großes Ziel doch noch erreicht: das Regenbogentrikot, das übrigens sein langjähriger Kapitän Bartoli nie gewinnen konnte.

Der WM-Titel von Salzburg krönt Bettinis Karriere, was aber nicht bedeutet, dass Il Grillo nicht noch Ziele hätte. Nach dem Rennen dachte der kleine Italiener, aus dem längst ein großer Champion geworden ist, schon laut darüber nach. Große Rundfahrten seien nicht seine Sache, so der neue Weltmeister, aber vielleicht würde er sich auf der Bahn versuchen.

Quelle: cyclingnews.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.09.2006Boonen plant schon für die neue Saison

(Ra) - Nach dem fantastischen Jahr 2005 mit Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix sowie dem Weltmeistertitel im Herbst wuchsen die Bäume für Belgiens Superstar Tom Boonen in dieser Sai

26.09.2006Doping: Österreichisches U23-Duo entlastet

(sid) - Entwarnung für die Österreicher Christian Ebner und Markus Eibegger: Beide U23-Radprofis sind vom Dopingvorwurf entlastet worden. Das teilte der Österreichische Radsport-Verband

26.09.2006Zabel verriet, was ihn wirklich stoppte

Die Leidenszeit ist vorbei! Fast zwei Jahre fuhr Erik Zabel (36) oft nur hinterher. Mit der Silber-Medaille von Salzburg sprintete der sechsmalige Gewinner des Grünen Tour-Trikots in die Weltspitze

25.09.2006In Runde sieben war für Kohl die WM vorbei

Für das österreichische Nationalteam lief das Straßenrennen der Elite bei der WM im eigenen Land alles andere als wunschgemäß. Am Ende konnte das Austria-Sextett nicht in die Entscheidung eingrei

25.09.2006Bettini hätte Zabel den Sieg gegönnt

Salzburg/München (dpa/Ra) - Der Salzburger Geniestreich von Weltmeister Paolo Bettini vertrieb in der italienischen Presse böse Gedanken. «Bettinis Leistung beendet die Hoffnungen des allmächtigen

25.09.2006Zabel greift in Stuttgart wieder an

(sid) - Für viel Gesprächsstoff haben Erik Zabels Worte vom möglichen Karriereende bei einem gewonnenen WM-Titel gesorgt. Nach dem Sprint zur Silbermedaille im Straßenrennen in Sal

24.09.2006Pech am Ende! Auch Wegmann und Schumi stark

(sid/Ra) – Olympiasieger Paolo Bettini holte nach einem fulminanten Endspurt nach seinem Olympiasieg 2004 auch Gold bei der WM in Salzburg vor Erik Zabel und dem Spanier Alejandro Valverde. Dabei wa

24.09.2006WM lockte 337.000 Besucher

Rund 337.000 Zuschauer besuchten die Rad-WM in Salzburg. Das meldeten die Veranstalter. Allein das Straßenrennen am heutigen Sonntag lockte bei starhlendem Sonnenschein 150.000 Fans an die Strecke.

24.09.2006Als Weltmeister hätte Zabel die Karriere beendet

Salzburg (dpa) - Erik Zabel hat sein letztes großes Karriere-Ziel WM-Gold um eine knappe Radlänge verpasst. Zwei Jahre nach Olympia-Gold in Athen hat sich Paolo Bettini in Salzburg auch den Weltmeis

24.09.2006Cioleks Salzburger Festspiele

Salzburg (dpa) - Gerald Ciolek feierte ganz eigene Salzburger Festspiele: 13 Jahre nach Jan Ullrich holte sich der Kölner Energie- Elektroniker nach 176,8 Kilometern das Regenbogentrikot des Weltmeis

23.09.2006Ciolek: Es ist schön, Erwartungen zu erfüllen!

Gerald Ciolek bewies mit dem Gewinn der U23-Weltmeisterschaft in Salzburg, dass er zu den größten Hoffnungen berechtigt. Das Weltmeister-Interview: Mit welcher Einstellung sind Sie ins WM-Rennen ge

23.09.2006Worrack mit WM-Silber "ein wenig enttäuscht"

(sid/Ra) - Gold knapp verpasst, aber Silber gewonnen: Trixi Worrack hat sich im Straßenrennen der Frauen der WM in Salzburg nur der Niederländerin Marianne Vos geschlagen geben müssen. Die Cottbuse

Weitere Radsportnachrichten

03.06.2024Froome in diesem Jahr angeblich für die Tour wieder gesetzt

(rsn) – Nach den großen Diskussionen um seine Ausbootung im vergangenen Jahr soll Chris Froome seinen Startplatz bei der Tour de France in diesem Jahr angeblich sicher haben. Das berichtet jedenfal

03.06.2024Bennett ging im Sprint gegen Pedersen die Kraft aus

(rsn) – Die Auftaktetapp des Critérium du Dauphiné (2.UWT) am Sonntag war die größte Chance für die Sprinter auf einen Tageserfolg im Verlauf der Woche bei der sogenannten Tour-Generalprobe. Un

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)