BDR-Präsident Scharping im Interview

"Wieder mehr Aufmerksamkeit für den Sport"

13.11.2006  |  Der deutsche Radsport hat ebenso erfolgreiches wie turbulentes Jahr hinter sich. Radsport aktiv sprach mit Rudolf Scharping, dem Präsidenten des Bund Deutscher Radfahrer, über die sportlichen Erfolge, den spanischen Blutdopingskandal und die Zukunft des deutschen Radsports.

Herr Scharping, die abgelaufene Straßensaison war für die deutschen Mannschaften und Fahrer sehr erfolgreich. Auf der anderen Seite gab es jedoch den spanischen Blutdopingskandal. Sehen Sie das Jahr rückblickend eher mit einem lachenden oder einem weinenden Auge?

Weder noch. Man muss sich beiden Entwicklungen stellen. Auf der einen Seite ist der deutsche Radsport sehr erfolgreich, auf der anderen Seite gibt es aber leider das Doping-Thema. Dagegen kämpfen wir aber sehr konsequent an und wie man sieht, mit einigem Erfolg.

Wer war für Sie die positive Überraschung aus deutscher Sicht?

Scharping:Ich möchte da keinen einzelnen oder eine einzelne herausheben. Wir haben bei der Weltmeisterschaft in Salzburg die Nationenwertung gewonnen. Das ist darauf zurückzuführen, dass wir hervorragende Sportlerinnen und Sportler haben, aber auch solche, die genau verstanden haben, dass erfolgreicher Radsport mit zwei Faktoren zu tun hat: mit der persönlichen Leistung und einem ausgeprägten Mannschaftsgeist. Beides haben wir Gott sei Dank.

Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Radsports, wenn die großen Namen wie Jan Ullrich, Erik Zabel oder Jens Voigt ihre Karrieren beendet haben?

Scharping: Erik Zabel und Jens Voigt bleiben uns zunächst ja noch einige Zeit erhalten. Wir haben dazu mit Fabian Wegmann, Gerald Ciolek und Patrik Sinkewitz, aber auch bei den Frauen so viele erfolgversprechende junge Sportlerinnen und Sportler, dass ich mir um die sportliche Zukunft des Radsports in Deutschland keine Sorgen mache.

Eines der Hauptthemen des Jahres war natürlich der spanische Blutdopingskandal. Waren Sie von diesen Entwicklungen sehr überrascht?

Scharping: Niemand konnte mit einer solch kriminellen Energie rechnen und diesen mafiaähnlichen Strukturen, die sich um diesen so genannten Arzt in Spanien entwickelt hatten. Es ist sehr traurig, dass so jemand wie Jan Ullrich offenbar darin verwickelt ist. Anderseits muss man sagen, dass nur zwei deutsche Sportler (Jan Ullrich und Jörg Jaksche, d.Red.) involviert sind. Insofern muss man sagen, dass wir zwar davon betroffen sind, aber sicherlich nicht im Kern getroffen sind. Die Deutschland Tour und andere Radsportereignisse nach der Tour de France haben gezeigt, dass der sportliche Wert und das Zuschauerinteresse, sowohl an der Strecke als auch vor dem Bildschirmen immer noch da ist. Im Vergleich zum Jahr 2005 ist beides sogar noch besser geworden .

Möglicherweise wird Jan Ullrich als einziger der in die Operation Puerto verwickelten Fahrer bestraft werden. Haben Sie Mitleid mit ihm?

Scharping: Jeder muss für die Konsequenzen seines Handelns einstehen und da Jan Ullrich mit einer Schweizer Lizenz fährt, muss alles andere dort entschieden werden.

Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, dass der Radsport wieder sauberer wird?

Scharping: Der Radsport insgesamt ist absolut sauber. Radsport ist nicht nur die populärste Freizeitsportart in Deutschland mit einer riesigen Resonanz unter den Menschen, sondern auch mit der größten Anzahl an aktiven Sportlern. Insofern würde ich mir wünschen, dass wieder mehr Aufmerksamkeit auf die sportlichen Leistungen als auf die Skandale gerichtet wird.

Hätten Sie vor Ihrem Amtsantritt gewusst, was alles auf sie zukommt, hätten sie dann das Amt überhaupt übernommen?

Scharping: Ich habe das Amt inne und ich mache es gerne.

Hand aufs Herz. Macht es Ihnen nach den ganzen Skandalen noch Spaß, Präsident des deutschen Radfahrerbundes zu sein? Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören?

Scharping: Das wäre doch ziemlicher Unsinn. Wer vor Schwierigkeiten wegrennen will, der sollte überhaupt keine Ämter einnehmen, egal ob in der Politik oder im Sport.

Mit Rudolf Scharping sprach Christoph Adamietz

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Müller sprintet bei Paris-Troyes aufs Podium

(rsn) – Tobias Müller (rad-net Oßwald) hat bei Paris – Troyes (1.2) sein erstes UCI-Podium der Saison eingefahren. Der 20-Jährige musste sich in Troyes nach 180 Kilometern im Sprint nur dem Au

20.05.2024Die Tour im Blick: Hält sich Pogacar in dritter Giro-Woche zurück?

(rsn) – Spätestens seit seiner Vorstellung auf der Königsetappe des 107. Giro d’Italia bestehen keinerlei Zweifel mehr daran, dass nur noch ein Sturz oder eine Krankheit den Gesamtsieg von Tadej

20.05.2024Umbrailpass zu Beginn, steile Rampe zum Schluss

(rsn / ProCycling) – Nachdem sich die Teilnehmer des Giro am Vortag etwas Ruhe gönnen konnten, geht es auf der 16. Etappe mit aller Härte weiter. Die Fahrer werden mit gnadenloser Berggewalt konf

20.05.2024Nur Groenewegen in Tongeren schneller als Ballerstedt

(rsn) – Maurice Ballerstedt (Alpecin – Deceuninck) hat bei der Ronde van Limburg (1.1) nur knapp seinen ersten Profisieg verpasst. Der 23-jährige Berliner musste sich bei dem belgischen Eintagesr

20.05.2024Weniger Stürze mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz?

(rsn) - Der Radsport wird technologisch immer ambitionierter. Das betrifft etwa die Materialentwicklung. Fünf Ingenieure sitzen etwa bei Colnago ganzjährig daran, die Arbeitsgeräte von Tadej Pogaca

20.05.2024Bora - hansgrohe: In der dritten Giro-Woche alle für Martinez

(rsn) – Bisher läuft der 107. Giro d´Italia für Daniel Felipe Martinez (Bora – hansgrohe) voll nach Plan. Der Neuzugang aus Kolumbien hat sich bei der ersten Grand Tour des Jahres voll auf die

20.05.2024Quinn und Faulkner gewinnen US-Meisterschaften im Straßenrennen

(rsn) - Gianni Vermeersch (Alpecin – Deceuninck) hat sich bei einem Sturz im Verlauf des Port Epic eine Fraktur des Ellenbogens zugezogen, wie sein Team auf der Plattform X mitteilte. Der Belgier mu

20.05.2024Vollering will nach “großartigem Mai“ ihre Form weiter verbessern

(rsn) – Nachdem sie lange auf ihren ersten Saisonsieg hatte warten müssen, ist bei Demi Vollering (SD Worx – Protime) in Spanien der Knoten geplatzt. Innerhalb von gerade mal drei Wochen entschie

20.05.2024Mattheis: Nach acht Jahren Pause ein spätes Comeback

(rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten

20.05.2024Geschke griff auf Königsetappe mutig nach Pogacars Bergtrikot

(rsn) - Simon Geschke (Cofidis) setzte auf der 15. Etappe von Manerba del Garda nach Livigno (Mottolino) zum großen Kampf um das Bergtrikot des Giro an. Am Ende musste er sich aber der schieren Kraf

19.05.2024Vor Steinhauser landen in Livigno nur die Grand-Tour-Könige

(rsn) – Es war ein großer Tag für Georg Steinhauser (EF Education - EasyPost). Der 22-Jährige hielt auf der Königsetappe des Giro d´Italia im Konzert der Grand-Tour-Gesamtsieger prächtig mit.

19.05.2024Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade

(rsn) – Nach anderthalb Jahren außerhalb des Profi-Pelotons ist Nairo Quintana in dieser Saison zu Movistar zurückgekehrt, um an alte, glanzvolle Tage anzuknüpfen und als Kapitän zehn Jahre nach

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)