Belgier gewinnt sensationell 108. Paris-Tours

Wallays und Voeckler düpieren Degenkolb und Démare

Foto zu dem Text "Wallays und Voeckler düpieren Degenkolb und Démare"
Jelle Wallays (Topsport Vlaanderen) gewinnt das 108. Paris-Tours. | Foto: Cor Vos

12.10.2014  |  (rsn) – Weder Titelverteidiger John Degenkolb (Giant-Shimano) noch der Französische Meister Arnaud Démare (FDJ.fr) konnten sich bei Paris-Tours, dem Klassiker der Sprinter, feiern lassen. Es war der Nobody Jelle Wallays (Topsport Vlaanderen), der nach 237,5 Kilometern auf der Avenue de Grammont den Stars die Show stahl und nach einem clever gefahrenen Finale im Duell gegen den erfahrenen Franzosen Thomas Voeckler (Europcart) die Nase vorn hatte und sich den bisher größten Erfolg seiner Karriere sicherte.

„Ein tolles Gefühl, die Saison auf eine solche Weise zu beenden. Wir hatten Rückenwind und dadurch, dass Voeckler in der Gruppe war, hatten sich unsere Chancen nochmals erhöht. Voeckler war im Finale mit seiner Erfahrung der ideale Begleiter und ich selbst merkte, dass ich noch einige Körner für den Sprint hatte“, so Wallays, der auch 2015 für Topsport Vlaanderen fahren wird.

Der 25 Jahre alte Belgier hatte sich gemeinsam mit dem zehn Jahre älteren Franzosen und fünf weiteren Ausreißern gleich nach dem Start abgesetzt und von einem Maximalvorsprung rund sieben Minuten noch zwölf Sekunden ins Ziel gerettet. Rang drei ging an den Belgier Jens Debusschere (Lotto Belisol), wogegen die beiden Top-Favoriten Degenkolb und Démare, deren Teams im über weite Strecken strömenden Regen zu viele Kräfte gelassen und in der entscheidenden Phase nichts mehr zuzusetzen hatten, leer ausgingen.

Giant-Shimano und FDJ.fr leisteten den Großteil der Arbeit bei der Jagd auf die ursprünglich sieben Fahrer starke Spitzengruppe um Voeckler und Wallays, die sich im zunächst strömenden Regen gleich nach dem Start abgesetzt hatte. Zahlreiche Stürze, bei denen auch einige Giant-Shimano- und FDJ-Fahrer zu Boden gingen, spielten den Ausreißern auf den letzten Kilometern in die Karten.

Dabei handelte es sich neben Voeckler und Wallays um dessen Landsmann Kevin van Melsen (Wanty-Groupe Gobert), den Italiener Cesare Benedetti (NetApp-Endura) sowie um die drei Franzosen Yoann Paillot (La Pomme Marseille), Pierre Gouault (BigMat) und Julien Duval (Roubaix Lille Métropole).

50 Kilometer vor dem Ziel fiel Benedetti aus der Gruppe heraus, auf den letzten 20 Kilometern attackierte Voeckler ein erstes Mal, nur Wallays und van Melsen konnten folgen. In der Côte de Beau Soleil zehn Kilometer vor dem Ziel, als der Vorsprung des Trios weniger als eine Minute betrug, trat Voeckler wieder an und diesmal musste van Melsen passen. Doch Wallays zeigte keine Schwäche, klemmte sich ans Hinterrad des Europcar-Kapitäns und gemeinsam hielten die beiden auf zwar noch nassen Straßen, doch bei blauem Himmel einen knappen Vorsprung von rund 30 Sekunden auf die Verfolger.

Zuvor war das Feld nach einem der zahlreichen Stürze in mehrere Gruppen auseinander gefallen. Degenkolb und mehrere seine Helfer waren nicht gestoppt worden, wogegen Démare eine Aufholjagd starten musste, eher gut 30 Kilometer die Favoriten wieder beisammen waren – doch nur bis zur Côte de Beau Soleil, wo Sep Vanmarcke (Belkin) angriff und viele seiner Konkurrenten abschüttelte. Degenkolb konnte dem Klassikerspezialisten aber folgen und angesichts von nur noch rund 20 Sekunden Rückstand schien ein Zusammenschluss mit den beiden Ausreißern kurz bevorzustehen.

Nicht nur der Titelverteidiger hatte nämlich in Ramon Sinkeldam noch einen Helfer an seiner Seite, sondern auch der Belgier Greg Van Avermaet (BMC), ein weiterer Fahrer mit Sieg-Chancen. Doch in der Côte de l’Epan, dem letzten Anstieg sieben Kilometer vor dem Ziel, kamen die Verfolger nicht näher an Voeckler und Wallays heran und nahmen dann sogar die Beine hoch. Dadurch vergrößerte sich nicht wieder nur der Rückstand auf die Ausreißer, die nächste Verfolgergruppe mit Démare kam auch wieder zurück, ohne dass danach größere Einigkeit geherrscht hätte.

So konnten die letzten beiden verbliebenen Mitglieder der Gruppe des Tages einen recht komfortablen Vorsprung auf die Avenue de Grammond mitnehmen. Doch es war nicht der erfahrene Voeckler, der seine Erfahrung ausspielen konnte, sondern Wallays, der seinen Konkurrenten auf den letzten 150 Metern den Sprint von vorne anziehen ließ, um dann auf den letzten Metern an Voeckler vorbeizuziehen.

Damit fügte er seinem Coup von 2010, als er die U23-Ausgabe von Paris-Tours gewinnen konnte, nun einen Sensationserfolg bei den Profis an. „Schon in der Nachwuchsklasse habe ich nach einer langen Flucht gewonnen. Also dachte ich mir: Warum sollte das nicht noch einmal klappen“, so der Tagessieger.

Dagegen wurde es für Degenkolb nichts mit einem zweiten Sieg in Folge bei dem 1896 erstmals ausgetragenen Klassiker. Der Frankfurter kam zeitgleich mit seinem großen Konkurrenten Démare 39 Sekunden hinter Wallays ins Ziel – auf den letzten Metern hatten beide ausrollen lassen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)