Katar: Kittel und Ciolek verpassen den Anschluss

Rojas entscheidet langsames Rennen gegen den Wind für sich

Von Felix Mattis aus Doha

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José Joaquin Rojas (Movistar) gewinnt die 1. Etappe der Katar-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

08.02.2015  |  (rsn) – Gerade noch rechtzeitig, bevor am Sealine Beach Resort die Sonne unterging, sprinteten die Fahrer angetrieben von starkem Rückenwind über den Zielstrich: Nach 3:49 Stunden und 136 Kilometern setzte sich der Spanier José Joaquin Rojas (Movistar) auf der 1. Etappe der 14. Tour of Qatar vor Rekordsieger Tom Boonen (Etixx – Quick-Step) und dem Französischen Meister Arnaud Démare (FDJ) durch.

Platz vier ging an Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) vor dem für den deutschen Zweitliga-Divisionät Bora-Argon 18 fahrenden Iren Sam Bennett. Der Australische Meister Heinrich Haussler (IAM) sprintete auf Rang sieben, während Nikias Arndt, Marcel Kittel (beide Giant-Alpecin) und Gerald Ciolek (MTN-Qhubeka) mit Rückstand eintrafen und so nicht in die Entscheidung um den Tagessieg eingreifen konnten.

Rückstand hatten, wenn man den vom Veranstalter ASO angesetzten Zeitplan als Maßstab nimmt, aber auch Rojas, Boonen und Démare. Denn auf der vom Gegenwind geprägten Auftaktetappe trafen die Schnellsten erst mit 40 Minuten Verspätung ein. In den ersten beiden Rennstunden kam das Peloton nicht über einen Schnitt von 30 Stundenkilometern hinaus.

„Es war ein ziemliches Durcheinander mit all dem Gegenwind“, sagte Boonen, der nach zwei entscheidenden Richtungswechseln mit seinem Team versucht hatte, das Feld auseinanderzureißen. „Am Ende wurde es richtig chaotisch, weil jeder etwas versuchen wollte und der Wind ständig seine Richtung gewechselt hat.“

Ähnlich äußerte sich der 29-jährige Rojas, der seinen ersten Saisonsieg feierte. „Es war ein anspruchsvolles Finale, vor allem vor den letzten zehn Kilometern, als Bora und Trek das Feld auseinander nahmen und es deutlich kleiner machten", schilderte der Movistar-Sprinter die vorentscheidende Situation des Rennens.

Vom Start in Dukhan weg kämpften die Fahrer gegen eine steife Brise, und so war man im Feld offenbar froh, dass sich schon nach wenigen Metern zwei Fahrer opferten, um alleine das Ausreißer-Duo des Tages zu spielen. Jarl Salomein (Topsport-Vlaanderen) aus Belgien und Luca Sterbini (Bardiani-CSF) aus Italien hatten sehr schnell einen beachtlichen Vorsprung, lagen bei Kilometer 20 bereits knapp zehn Minuten vor dem Hauptfeld.

Nachdem sich die Fahrtrichtung bei Kilometer 25 um 90 Grad veränderte und der Wind nun plötzlich von der Seite kam, zogen vor allem Trek, Tinkoff-Saxo und Etixx – Quick-Step das Tempo im Hauptfeld an und versuchten, selbiges an der Windkante zu teilen. Das gelang nicht, und wenig später drehte der Wind erneut entgegen der Fahrtrichtung. Das Tempo verringerte sich im Feld etwas weniger als an der Spitze, und so wurden die beiden Flüchtigen etwa bei Kilometer 65 gestellt.

Dort veränderte sich einmal mehr die Fahrtrichtung, und es ging auf eine Autobahn hinunter. Schon auf dem Zubringer zog Trek erneut das Tempo an und bekam bald Unterstützung von weiteren Teams. Diesmal gelang der Windkanten-Angriff und das Peloton zerfiel in vier Gruppen, wobei unter anderemHaussler,  Lars Boom (Astana), Bradley Wiggins (Sky) und Nacer Bouhanni (Cofidis) abgehängt wurden.

Doch nach rund 15 Kilometern rollten die ersten drei Gruppen wieder zusammen, und weil sich kurz darauf erneut die Fahrtrichtung so änderte, dass dem Wind entgegengefahren werden musste, blieb es in der Folge beim geschlossenen Hauptfeld. Einzelne Angriffsversuche – Greg Van Avermaet (BMC) versuchte es zwei Mal – verpufften, und am zweiten Zwischensprint sicherte sich Nikias Arndt (Giant-Alpecin), der schon am ersten Sprint hinter den zwei Ausreißern als Erster des Feldes eine Sekunde abgegriffen hatte, drei Sekunden Zeitbonifikation. Kurz vor dem Sprint waren Sagan und Boonen im Feld gestürzt. Beide schafften aber schnell wieder den Anschluss.

30 Kilometer vor dem Ziel setzte sich noch einmal ein Trio ab. Doch die Astana-Fahrer Lieuwe Westra und Boom sowie der Tinkoff-Saxo-Däne Matti Breschel ab, wurden im Finale noch deutlich vor dem Schlussspurt gestellt. Trotzdem ging es nach der Fahrt durch die Stadt Mesaieed im Feld noch einmal zur Sache, weil der Wind nun wieder von der Seite bließ. Es kam zur Teilung des Feldes, wobei nur noch rund 50 Mann an der Spitze beisammen blieben. Hier verloren auch Kittel, Ciolek und Arndt den Kontakt zur Spitze.

Die Sprintvorbereitung verlief bei deutlich verkleinerten Zügen hektisch. Sowohl Etixx – Quick-Step als auch Trek, Tinkoff-Saxo und Bora-Argon 18 schoben sich in Formation nach vorne, doch am Ende spurtete Movistar-Mann Rojas mit Rückenwind auf der abknickenden Zielgeraden eng am Absperrgitter zum Sieg.

„Ich habe im Winter gut trainieren können und die Resultate, die ich bei der Mallorca Challenge auf zwei unterschiedlichen Strecken eingefahren habe (Dritter und Vierter, d. Red.) haben mir Selbstvertrauen gegeben“, sagte Rojas. „Dieser Sieg zeigt, dass jedes bisschen an Arbeit sich früher oder später in Resultaten niederschlägt. Jetzt haben wir unser Ziel Etappensieg erreicht, aber es ist wichtig, es nicht zu locker angehen zu lassen, unser Bestes zu geben und auf weitere Resultate zu hoffen.“

In der Gesamtwertung liegt Rojas dank der Bonifikationen nun mit vier Sekunden Vorsprung vor Boonen. Démare ist mit sechs Sekunden Rückstand Dritter und führt die Nachwuchswertung an. Vorjahressieger Niki Terpstra (Etixx – Quick-Step) griff am zweiten Zwischensprint zwei Bonussekunden ab und ist mit acht Sekunden Rückstand auf Rojas Vierter, gefolgt vom Italiener Roberto Ferrari (Lampre-Merida / + 9 Sekunden) sowie Sagan und Bennett (jeweils + 10).

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