RSNplusOranje-Podium beim WM-Heimspiel

Niederländerinnen triumphieren mit Jede-für-sich-Taktik

Von Kevin Kempf aus Hoogerheide

Foto zu dem Text "Niederländerinnen triumphieren mit Jede-für-sich-Taktik"
Das niederländische Podium im Frauenrennen der Cross-WM, v.l.: Puck Pieterse, Fem van Empel, Lucinda Brand | Foto: Cor Vos

05.02.2023  |  (rsn) – Die Dominanz der Niederländerinnen war in der Cross-Saison 2022/23 erdrückend. Sie machten bei jedem der 14 Weltcups das Podium unter sich aus und auch vor der Heim-WM in Hoogerheide gab es mit der Italienerin Silvia Persico nur eine Fahrerin, der vor dem Rennen Medaillenchancen zugebilligt wurden.

Persico schlug sich gegen die Oranje-Übermacht achtbar, verpasste aber als Vierte das Podium, auf dem wieder drei Niederländerinnen standen: ganz oben die erst 20 Jahre alte neue Weltmeisterin Fem van Empel, daneben die gleichaltrige Puck Pieterse und schließlich die 33-jährige Lucinda Brand, die ihre Bronzemedaille wie einen Sieg bejubelte.

___STEADY_PAYWALL___

Mit Ceylin del Carmen Alvarado, Annemarie Worst, Inge van der Heijden und Denise Betsema folgten hinter Persico vier weitere Niederländerinnen auf den Plätzen fünf bis acht. Nur Manon Bakker auf Platz 17 und Aniek van Alphen, die ihren Start krankheitsbedingt absagen musste, verpassten bei der Heim-WM die Top Ten. So kam bei der Pressekonferenz die Frage auf, ob es vor dem Rennen überhaupt eine Teamtaktik gegeben habe.

Fem van Empel konnte nach einer souveränen Vorstellung ihren WM-Sieg bejubeln. Die 20-Jährige war die dominierende Fahrerin dieses Winters und entschied zuvor schon den Weltcup für sich. | Foto: Cor Vos

Van Empel und Pieterse fuhren ihr eigenes Rennen

“Wir haben gestern Abend mit der Nationalmannschaft zusammengesessen und wir haben beschlossen, dass jede für sich fährt“, teilte Pieterse den anwesenden Journalisten offen mit. Mit van Empel hatte sie sich früh im Rennen abgesetzt, doch als das Duo schon einen Vorsprung herausgefahren hatte, schienen die Spitzenreiterinnen zunächst zu taktieren, denn der Abstand blieb zunächst minimal.

“Wir haben natürlich gemerkt, dass Lucinda immer näher kam. Aber jedes Mal, wenn dem so war, standen der Anstieg zum zweiten Materialposten oder die Balken an. An diesen Stellen haben wir sowieso jedes Mal beschleunigt“, betonte Pieterse, dass sie und van Empel stets alles unter Kontrolle hatten.

So befand sich neben Brand noch die wackere Italienische Meisterin noch in Schlagdistanz. “Wir mussten das Tempo hochhalten. Silvia Persico kam auch näher“, erklärte van Empel. “Aber Lucinda ist ein sehr starkes Rennen gefahren und unsere Zuversicht wuchs, als Persico zurückgefallen war“, erklärte die Weltcup-Gesamtsiegerin, die Pieterses Kommentar zur Mannschaftstaktik bestätigte: “Insgesamt sind wir im Kampf um die Medaillen unser eigenes Rennen gefahren.“

Im Ziel gratulierte die geschlagene Puck Pieterse der neuen Weltmeisterin und konnte sich auch über ihre Silbermedaille freuen. | Foto: Cor Vos

Das Duell des Winters setzte sich in Hoogerheide fort

Letztendlich war nicht nur Persico chancenlos, auch Brand konnte das Tempo der beiden Youngster nicht mehr mitgehen. Das Duell um Gold wurde jedoch vorzeitig beendet, als Pieterse in der vierten Runde nach einem Fahrfehler stürzte und van Empel sich danach absetzte und ihren Vorsprung Runde um Runde ausbaute. Die Jumbo-Fahrerin war in Hoogerheide auch ohne Pieterses Missgeschick die bessere.

Das war in diesem Winter meist so, obwohl die beiden Niederländerinnen meist dicht beieinander lagen. “Es kommt bei uns auf Details und die Tagesform an. Wir haben in dieser Saison ein paar schöne Duelle ausgefochten. Fem hat aber den besseren Sprint“, gestand Pieterse.

Van Empel fand noch weitere, kleine Unterschiede. “Puck springt über die Balken und macht auf dem Weg zum Ziel mit einem Wheelie nochmal eine Show. Vielleicht muss ich da an meinen Skills arbeiten“, meinte sie. “Ansonsten sind wir zurzeit aber etwa auf einem Niveau, deswegen kommt es auf Details an. Puck ist technisch stärker, ich bin wohl im Antritt etwas schneller“, fügte sie erklärend an.

Puck Pieterse lieferte den Zuschauern in Hoogerheide noch einen Wheelie zur Feier ihres zweiten Platzes. | Foto: Cor Vos

Brand sieht auch mit 33 noch Perspektiven für sich

Wie so oft in dieser Saison konnten die routinierteren Fahrerinnen nicht mit den jungen Überfliegerinnen mithalten. Für Erheiterung sorgte ein Journalist, der fragte, ob Brand aufgrund ihres Alters und der Jugend ihrer Konkurrenz jetzt alle Hoffnung aufgegeben habe. “Die Lage ist nicht hoffnungslos. Sie motiviert mich, an meinen Schwächen zu arbeiten“, antwortete die 33-Jährige, nachdem auch sie sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. “Natürlich gibt es Bereiche, in denen man schlechter wird, wenn man älter wird, trotzdem gibt es noch viele Punkte, bei denen ich mich verbessern kann“, sagte sie weiter.

Brand ist zwar schon seit geraumer Zeit im Gelände unterwegs, aber erst seit Winter 2016/2017 auch mit Ambitionen und erfolgreich. “Der Hauptunterschied zwischen ihnen und mir ist, dass sie seit frühesten Jahren auf dem Rad sitzen. Dadurch sind sie technisch wesentlich besser als ich. Für sie ist es etwas Natürliches, eine Gewohnheit. Ich muss viel härter arbeiten, um dieses Niveau zu erreichen“, erklärte die Weltmeisterin von 2021.

Diese Erfahrung hat Brand allerdings nicht exklusiv. “Die Entwicklung im Radsport – gerade bei den Frauen – schreitet rasch voran. Es gibt ständig neue Erkenntnisse über Nahrung, Erholung, über alles!“, meinte sie. “Auch bei den Männern sieht man, dass dadurch die jungen Fahrer viel früher auf einem hohen Niveau sind als früher, als man die Tour de France nur als erfahrener Fahrer gewinnen konnte.“

Nur Silvia Persico konnte mit den Niederländerinnen mithalten. Der Italienerin blieb in Hoogerheide letztlich aber nur der undankbare vierte Platz. | Foto: Cor Vos

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.02.2023Van der Poel: “Der Sport braucht solche Duelle“

(rsn) – Die Saisonbilanz bei direkten Aufeinandertreffen fiel mit 6:5 zugunsten von Wout van Aert aus, aber im wichtigsten Rennen dieses Winters hatte Mathieu van der Poel die Nase vorn. Mit einem f

06.02.2023Highlight-Video des Männerrennens der Cross-WM

(rsn) – Es war das von allen erwartete große Duell der beiden Top-Stars: Zum Abschluss der Cross-WM in Hoogerheide lieferten sich Mathieu van der Poel und Wout Van Aert vom Start weg einen packende

05.02.2023Van der Poel ringt Van Aert im Sprintduell nieder

(rsn) – In einem bis auf die Zielgerade packenden Duell hat sich Mathieu van der Poel zum Abschluss der Cross-WM in Hoogerheide im Männerrennen das Regenbogentrikot gesichert. Der 28-jährige Niede

05.02.2023Van Anrooij lässt der U23-Konkurrenz keine Chance, Krahl Achte

(rsn) – Nach einem eher mittelprächtigen Start hat Top-Favoritin Shirin van Anrooij bei der Cross-WM in Hoogerheide im U23-Rennen der Frauen einen souveränen Sieg eingefahren und sich zum 21. Gebu

05.02.2023Europameister Bisiaux wird in Hoogerheide auch Weltmeister

(rsn) – Nachdem er sich im Gelände bereits den Europameistertitel der Junioren gesichert hatte, stürmte Léo Bisiaux auch bei der Cross-WM in Hoogerheide zu Gold. Mit einer überragenden Vorstellu

05.02.2023Nicht alle Nachwuchs-Asse kommen aus BeNeLux

(rsn) – Am Wochenende ist es soweit: Der große Showdown, der Höhepunkt des Cross-Winters 2022/2023 steht an. Zum dritten Mal nach 2009 und 2014 findet die Querfeldein-Weltmeisterschaft im niederlÃ

04.02.2023Kuschla: “Am Ende hat es nicht mehr so Spaß gemacht“

(rsn) – Während im Frauenrennen der Cross-WM keine deutsche Teilnehmerin dabei war, schickte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) gleich vier Starter ins U23-Rennen der Männer. Sowohl der Deutsche M

04.02.2023Van Empel stürmt in Hoogerheide ins Regenbogentrikot

(rsn) – Fem van Empel hat sich mit einer Gala-Vorstellung bei der Cross-WM in Hoogerheide das Regenbogentrikot im Rennen der Frauen Elite gesichert. Die 20-jährige Niederländerin, die in dieser Sa

04.02.2023Nys wird nach One-Man-Show U23-Crossweltmeister

(rsn) – Nachdem er sich vor Jahresfrist in Fayetteville mit WM-Bronze begnügen musste, war Thibau Nys in Hoogerheide nicht zu stoppen. Mit einem souveränen Auftritt entschied der 20-jährige Belgi

04.02.2023Holmgren-Zwillinge holen bei den Juniorinnen Gold und Silber

(rsn) – Isabella Holmgren hat bei der Cross-WM in Hoogerheide das Rennen der Juniorinnen für sich entschieden und als erste Kanadierin die Goldmedaille gewonnen. Die 17-Jährige setzte sich bei lei

04.02.2023Cross-WM: Doch keine “Flugshow“ in Hoogerheide?

(rsn) – Am Freitag begannen im niederländischen Hoogerheide mit der Premiere der Mixed-Staffel die UCI-Cross-Weltmeisterschaften. Für das Wochenende war überwiegend trockenes Wetter vorhergesagt.

03.02.2023Degenkolb peilt in Hoogerheide die Top 20 an

(rsn) – Am Freitag begann mit der Premiere der Mixed-Staffel die Cross-WM in Hoogerheide. Ein deutsches Team suchte man vergeblich, doch beim Training am Vormittag waren immerhin drei Athleten des B

Weitere Radsportnachrichten

03.06.2024Froome in diesem Jahr angeblich für die Tour wieder gesetzt

(rsn) – Nach den großen Diskussionen um seine Ausbootung im vergangenen Jahr soll Chris Froome seinen Startplatz bei der Tour de France in diesem Jahr angeblich sicher haben. Das berichtet jedenfal

03.06.2024Bennett ging im Sprint gegen Pedersen die Kraft aus

(rsn) – Die Auftaktetapp des Critérium du Dauphiné (2.UWT) am Sonntag war die größte Chance für die Sprinter auf einen Tageserfolg im Verlauf der Woche bei der sogenannten Tour-Generalprobe. Un

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)