Paris-Nizza: Evenepoel und Roglic abgehängt

Skjelmose holt sich die Etappe, McNulty wieder in Gelb

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Skjelmose holt sich die Etappe, McNulty wieder in Gelb "
Mattias Skjelmose (Lidl - Trek, li.) hat die 6. Etappe von Paris-Nizza gewonnen. | Foto: Cor Vos

08.03.2024  |  (rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat sich nach zwei Tagen das Gelbe Trikot von Paris-Nizza (2.UWT) zurückgeholt. Der US-Amerikaner kam auf der 6. Etappe über 198,2 Kilometer von Sisteron nach La Colle-sur-Loup in einer dreiköpfigen Ausreißergruppe ins Ziel, wo er sich im Bergaufsprint dem Dänischen Meister Mattias Skjelmose geschlagen geben musste. Zeitgleicher Dritter wurde der US-Amerikaner Matteo Jorgenson (Visma - Lease a Bike), der mit seiner Attacke 29 Kilometer vor dem Ziel das Finale eingeläutet und das Spitzentrio initiiert hatte.

52 Sekunden später sicherte sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) aus der achtköpfigen Favoritengruppe heraus den vierten Platz vor dem Kolumbianer Harold Tejada (Astana Qazaqstan), dem Franzosen Aurélien Paret-Peintre (Decathlon – AG2R La Mondiale), dessen österreichischen Teamkollegen Felix Gall, dem Niederländer Wilco Kelderman (Visma – Lease a Bike), Bora-hansgrohe-Kapitän Primoz Roglic, dem Kolumbianer Egan Bernal (Ineos Grenadiers) sowie dem Australier Luke Plapp (Jayco – AlUla), die allesamt 53 Sekunden Rückstand aufwiesen.

“Ich bin wirklich glücklich und überrascht. Ich habe mich den ganzen Tag über ziemlich gut gefühlt, aber diese Tage sind etwas Besonderes und man braucht viel Glück. Das Team hat perfekt für mich gearbeitet, nachdem Mads (Pedersen) aus der Ausreißergruppe zurückgeholt wurde. Wenn das Team so funktioniert, minimiert es das Glück, das man braucht“, sagte Skjelmose im Ziel-Interview.

"Vielleicht habe ich im steilen Anstieg zu viel riskiert. Vielleicht hätte ich auf Matteo Jorgensons Angriff reagieren sollen. Ich habe einen kleinen taktischen Fehler gemacht. Nein, einen großen taktischen Fehler“, zeigte sich Evenepoel gegenüber Sporza selbstkritisch.

Im Gesamtklassement liegt McNulty nun 23 Sekunden vor Jorgensen, Der bisherige Spitzenreiter Plapp (+0:34) fiel auf Rang drei zurück, gefolgt von Skjelmose (+0:54), Evenepoel (+1:03) und Bernal (+1:14). Gall (+1:36) rückte auf Rang acht vor, Roglic machte vier Positionen gut und ist nunmehr Elfter, allerdings mit bereits 1:44 Minuten Rückstand auf McNulty.

Skjelmoses Landsmann und Teamkollege Mads Pedersen bleibt an der Spitze der Punktewertung, der Franzose Mathieu Burgaudeau (TotalEnergies) baute seine Führung im Gesamtklassement aus, Jorgenson ist neuer Spitzenreiter in der Nachwuchswertung.

So lief die 6. Etappe von Paris-Nizza:

Das Schlusswochenende des 82. Paris-Nizza wurde mit einer anspruchsvollen Mittelgebirgsetappe eingeläutet. Vier der fünf Bergwertungen zählten zur 2. Kategorie, hinzu kam 20 Kilometer vor dem Ziel noch eine nicht-kategorisierte 12-Prozent-Rampe zum Zwischensprint des Tages in Tourrettes-sur-Loup.

Neben dem dsm-Duo Tobias Lund Andersen und Nils Eekhoff erschien auch der Schweizer Silvan Dillier (Alpecin – Deceuninck) nicht zum Start. Bei kaltem, aber trockenem Wetter konnte sich zunächst trotz vieler Attacken bei hohem Tempo auf noch flachem Terrain keine Gruppe lösen.

Es dauerte knapp 70 Kilometer, bis sich im Anstieg zum Col des Lèques (2. Kat.) Georg Zimmermann (Intermarché - Wanty), Bruno Armirail (Decathlon – AG2R La Mondiale) sowie Burgaudeau und Christian Scaroni (Astana Qazaqstan), die beiden Führenden der Bergwertung, absetzen konnten. Kurz vor dem Gipfel erhielten sie Begleitung von Michael Storer (Tudor) und Gijs Leemreize, einem von nur noch drei dsm-Profis im Rennen. In der Abfahrt schließlich stießen auch noch Mads Pedersen (Lidl - Trek), Cedric Beullens (Lotto - Dstny), Laurence Pithie (Groupama - FDJ) und Marco Haller (Bora - hansgrohe) zur Gruppe, die damit zehn Fahrer umfasste und sich einen Vorsprung von gut einer Minute auf das von Ineos angeführte Feld erarbeiten konnte.

Das Streckenprofil der 6. Etappe von Paris-Nizza | Foto: ASO

Die folgenden beiden Bergwertungen sicherte sich Burgaudeau jeweils vor Scaroni und baute so seine Führung gegenüber dem Italiener wieder aus. In der Folge wurde im Feld das Tempo angezogen, so dass die Ausreißer bereits rund 60 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen wurden. Dennoch holte sich Burgaudeau im Bergaufsprint am Col de Gourdon (2. Kat.) nochmals fünf Punkte vor Scaroni.

In der Abfahrt zerfiel das Feld kurzzeitig in mehrere Gruppen, die dann aber wieder zueinander fanden. Eingangs der rund 30 Kilometer langen Zielgruppe bestand die Spitzengruppe aus noch rund 40 Fahrern, aus der heraus Roglic am Côte de la Colle-sur-Loup (2.Kat.), dem letzten kategorisierten Berg des Tages, das Tempo erhöhte, ehe Jorgensen eine Kilometer vor dem Gipfel in die Offensive ging.

Jorgensen der Stärkste, Skjelmose der Cleverste

Der Visma-Neuzugang fuhr sich einen kleinen Vorsprung auf seinen Konkurrenten heraus, aus deren Kreis Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) nach einem Sturz in einer Kurve herausfiel. 25 Kilometer vor dem Ziel schlossen McNulty und Skjelmose zum Spitzenreiter auf. In der noch zehnköpfigen Gruppe um das Gelbe Trikot sorgte Roglics Edelhelfer Aleksandr Vlasov für Tempo, ohne dass sich der Rückstand auf das Spitzentrio verringerte.

Den Zwischensprint und die damit verbundenen sechs Bonussekunden holte sich Jorgensen vor Skjelmose (vier Sekunden) und McNulty (zwei Sekunden), die auf den letzten Kilometern bei einsetzendem leichten Regen ihren Vorsprung sogar weiter ausbauen konnten, da in der Verfolgergrupppe das Bora-Duo kaum Unterstützung erhielt.

Auf den letzten Kilometern hielt sich Skjelmose im Windschatten seiner Konkurrenten, um diese dann auf der ansteigenden Zielpassage mit einem frühzeitigen Antritt abzuschütteln und seinen ersten Saisonsieg einzufahren. Hinter dem zeitgleichen McNulty wurde Jorgensen Dritter. Knapp eine Minute später holte sich Evenepoel den vierten Platz, wobei er noch eine Sekunde gegenüber seinen Konkurrenten gutmachte.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.03.2024Bernal im Aufwind, spürt aber “noch Luft nach oben“

(rsn) – Die Anzeichen verdichten sich. Und zwar darauf, dass Egan Bernal (Ineos Grenadiers) gut zwei Jahre nach seinem lebensbedrohlichen Trainingssturz tatsächlich wieder annähernd an seine frü

11.03.2024Sturz in letzter Kurve: Schlüsselbeinbruch bei Kelderman

(rsn) – Wilco Kelderman (Visma – Lease a Bike) hatte am Sonntagabend in Nizza zwar einerseits Grund zur Freude über den Gesamtsieg seines neuen Teamkollegen Matteo Jorgenson und beendete Paris-Ni

11.03.2024Jorgenson auf neuem Level: “Alles hat sich verändert, jedes Detail“

(rsn) – In den vergangenen Jahren hat Matteo Jorgenson sein großes Potential als Rundfahrer und Kletterer, aber auch bei den schwereren unter den flämischen Klassikern bereits angedeutet. 2023 gel

10.03.2024Boras Podiumshoffnungen frieren in den Bergen um Nizza ein

(rsn) - Bora - hansgrohe holte am Schlusstag von Paris – Nizza (2.UWT) nicht die erhofften Resultate. Aleksandr Vlasov verpasste nach starker Vorstellung das Bergtrikot und einen Platz auf dem Podiu

10.03.2024Jorgenson fährt seinen Kumpel McNulty aus dem Gelben Trikot

(rsn) - Mit einer makellosen Vorstellung hat Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) am letzten Tag von Paris-Nizza (2.UWT) seinem Landsmann Brandon McNulty (UAE Team Emirates) noch das Gelbe Trikot

10.03.2024Paris-Nizza: Evenepoel will “keine zu verrückten Sachen machen“

(rsn) – Beim 82. Paris-Nizza hatte Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) noch keinen großen Auftritt. Rang vier im Teamzeitfahren folgte dieselbe Platzierung am darauf folgenden Tag bei der Ankun

09.03.2024Nur Teamzeitfahren trübt starke Woche von Bora - hansgrohe

(rsn) – Auch am Tag vor dem Finale bei Paris-Nizza (2.UWT) wirkt das Teamzeitfahren vom Dienstag in Auxerre für Bora – hansgrohe noch nach. Denn dass sich die Männer in Dunkelgrün dort selbst a

09.03.2024Jorgenson und McNulty: Zwei Kumpels im Duell um Gelb

(rsn) - Zwei Jugendfreunde bestimmen das 82. Paris–Nizza. Brandon McNulty (UAE Team Emirates) fährt nun schon den dritten Tag im Gelben Trikot des Gesamtführenden. Matteo Jorgenson (Visma – Leas

09.03.2024Vlasov kontert Evenepoels Attacke und lässt Bora jubeln

(rsn) – Nachdem die Fernfahrt Paris-Nizza (2.UWT) bisher nicht nach Wunsch von Bora – hansgrohe verlaufen war, schlug das deutsche Team am vorletzten Tag erstmals zu. Auf der wegen der Witterungsb

09.03.2024Jorgenson will das Weiße gegen das Gelbe Trikot tauschen

(rsn) – Nachdem Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) in Italien auf der 5. Etappe von Tirreno-Adriatico 29 Kilometer vor dem Ziel im Anstieg nach San Giacomo zu seiner letztlich siegbringenden

09.03.2024Ist für Paris-Nizza-Debütant Gall mehr drin als Platz acht?

(rsn) – Als Siebter der gestrigen 6. Etappe von Paris-Nizza rückte Felix Gall (Decathlon – AG2R La Monidale) auf den achten Platz der Gesamtwertung vor, womit der Österreicher sowohl bester deut

08.03.2024Weder Roglic noch Evenepoel hatten den richtigen Riecher

(rsn) - Während Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) bei ihren ersten Saisonrennen die Konkurrenz fast nach Belieben beherrschen, tanzen bei Paris – Nizza

Weitere Radsportnachrichten

14.05.2024Wegen Lawinengefahr: 16. Giro-Etappe ohne Stelvio

(rsn) – Nachdem bereits Ende vergangener Woche entsprechende Meldungen zirkulierten, ist es nun offiziell: Die für die frühe Phase der 16. Giro-Etappe am 21. Mai vorgesehene Überquerung des Stil

14.05.2024BDR darf bei Olympia alle 14 Bahn-Startplätze nutzen

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer hat in allen Bahn-Disziplinen die Nominierungskriterien für die Olympischen Spiele in Paris erfüllt und darf im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelines im August

14.05.2024O´Connor zieht aus Oropa-Übermut Motivation für Attacken am Berg

(rsn) – Ben O´Connor (Decathlon – AG2R) ist nach der ersten Woche des Giro d´Italia einer der aussichtsreichsten Anwärter auf einen Podestplatz in Rom. Obwohl der Australier bei der ersten Berg

14.05.2024Uijtdebroeks: “Pogacar ist eine Stufe über uns“

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag steht beim 107. Giro d’Italia gleich die nächste schwere Etappe ins Haus. Das zehnte Teilstück beginnt in Pompeii und endet nach nur 142 Kilometern mit der Bergan

14.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 10. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

14.05.2024Pogacar rechnet in zweiter Giro-Hälfte mit Attacken seiner Gegner

(rsn) – Angesichts des deutlichen Vorsprungs von 2:40 Minuten auf den zweitplatzierten Daniel Martinez (Bora – hansgrohe) und in überlegener Manier herausgefahrenen drei Etappensiegen zweifelt ka

14.05.2024Kooij, Kanter, Vernon und Mayrhofer nicht mehr beim Giro dabei

(rsn) – Die Fraktion der Sprinter beim Giro d’Italia ist nach dem ersten Ruhetag um gleich drei Namen geschrumpft. Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Max Kanter (Astana Qazaqstan) und Ethan Vern

14.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Martinez und Bora wollen nicht nur Platz 2 verteidigen

(rsn) – Sollte der Status Quo beim Giro d´Italia auch nach der Schlussetappe in Rom noch Bestand haben, so wäre man bei Bora – hansgrohe sicher zufrieden. Ein zweiter Gesamtplatz mit Kapitän Da

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d´Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)