Bichlmanns Ruanda-Tagebuch / 4. Etappe

„Mekseb - CRASH!"

Von Daniel Bichlmann

Foto zu dem Text "„Mekseb - CRASH!
Daniel Bichlmann (Bike Aid) im Interview beim GP Chantal Biya in Kamerun. | Foto: Matthias Schnappka

20.11.2014  |  (rsn) - Während die meisten deutschen Fahrer sich aktuell wohl entweder penibel im Süden oder zu Hause auf die kommenden Saison vorbereiten oder sich mit Weihnachtsgebäck von Mutter, Oma, Freundin oder Frau verwöhnen lassen, um sich von den vergangenen Monaten im Rennbetrieb zu erholen, fahre ich mit meinem Team BIKE AID also immer noch (oder schon wieder) Rennen.

Unser "Superman" Mekseb Debesay ist wohl auf Kryptonit gestoßen. Auf der gestrigen 3. Etappe in perfekter Position 150 Meter vor der Ziellinie in der letzten Kurve des Tages weggerutscht, ereilte ihn heute ähnliches Schicksal, dismal in einer Abfahrt 45 Kilometer vor dem Tagesziel.

Gestern habe ich noch bei für mich fast unerträglicher Hitze eine Gruppe Affen am Straßenrand gesehen. So sind die Temperaturen heute empfindlich gefallen (auf nur noch 23 Grad). Meine norddeutschen Teamkollegen sprachen gar von "Kälte".

Na gut, die Tatsache, dass es regnete, lies den erwarteten Renntag nicht gemütlicher erscheinen. Die heutige (Berg)Etappe ging nach einem kurzen Startberg eigentlich mit einer 15 Kilometer langen Abfahrt los. Es ist wohl mehr meiner Radbeherrschung als meinem aktuellen Leistungsvermögen zu verdanken, das ich mich in der 20 Fahrer umfassenden Spitzengruppe wiederfand.

So quälte sich mit meiner Person also der Fahrer, welcher sich am meisten ein Gruppeto wünscht, mit den eritreischen, äthiopischen und ruandischen Bergflöhen über eine Bergwertung nach der anderen. Die Gelegenheit, diese Burschen in der Abfahrt etwas aufzumischen, ließ ich mir nicht nehmen.

Unglücklicherweise ist unser Kapitän Mekseb ebensowenig mit nassen Straßen vertraut wie die übrigen Afrikaner - wer mag es ihnen bei ihrem Klima verdenken. Als ich nach einer Abfahrt in der nächsten Gegenwelle wieder eingeholt wurde, musste ich feststellen, dass Mekseb nicht mehr Teil der Spitzengruppe war.

Der Hinweis eines Fahrers der Nationalmannschaft Eritreas "Mekseb - CRASH! " war Information genug, um mich sofort zurückzufallen zu lassen um auf ihm zu warten. Die folgenden 40 Kilometer waren eine aussichtslose Verfolgungsjagd, bei der ich zusammen mit Mekseb versuchte, eine 20 Fahrer starke Gruppe wieder zu erreichen.

Mit drei Minuten Rückstand hielten wir den Schaden zwar in Grenzen - jedoch scheint ein Top-Resultat im Gesamtklassement jetzt unmöglich. Aber: Die Aussicht auf einen guten Gesamtplatz schien noch vor zehn Tagen in Kamerun beim GP Chantal Biya ähnlich schlecht.

Vielleicht lässt er sich ja von den Tausenden und Abertausenden Zuschauern am Streckenrand noch einmal zu einem Hussarenritt bewegen...

Wir werden sehen!
Euer Daniel

Das deutsche Team Bike Aid-Ride for Help kämpft bei der Tour du Rwanda um den Gesamtsieg in der UCI-Africa Tour, den sich der Eritreer Mekseb Debesay sichern kann. In einem Tagebuch auf radsport-news.com berichten Sprinter Daniel Bichlmann und Stagiaire Lucas Carstensen abwechselnd von der achttägigen Rundfahrt durch das Land der „tausend Hügel.“

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.11.2014Noch ein Sieg gefeiert und das Bergtrikot verteidigt

(rsn) - Leider war es dem Team Bike Aid - Ride for Help nicht möglich, uns früher die beiden letzten Tagebuch-Eintragungen von Lucas Carstensen und Daniel Bichlmann zu kommen zu lassen. Von den letz

21.11.2014That´s reality, I hate reality!

(rsn) - Ungeplant schreibe ich auch heute unser Ruanda-Tagebuch, da Lucas Kampf gegen das Zeitlimit wohl recht eintönig war. Mein Tag hingegen war doch sehr ereignisreich. Wie gestern schon angekün

20.11.2014Sand auf der Straße kostete Mekseb die Chance auf den Sieg

(rsn) - Heute stand wieder eine brutale Bergetappe auf dem Programm, es ging über fünf Bergwertungen, davon vier der 1. Kategorie. Das summierte sich zu nicht weniger als 3200 Höhenmetern. Schon vo

19.11.2014Unser Herbstmärchen ist perfekt

(rsn) – Die heutige 2. Etappe von Rwamagana nach Musanze über 153,5 Kilometer war eine Bergetappe, wie sie im Buche steht. Nach 60 recht flachen Kilometern und kontrolliertem Beginn ging es über g

18.11.2014Die Menschenmassen konnten nur Gutes bedeuten

"Diese Rundfahrt ist nur leicht wellig und ideal um nach der Pause wieder rein zu kommen", das wurde mir vor der Rundfahrt erzählt. Also machte ich mich nach 4 Wochen Winterpause und nur einer Woche

17.11.2014Ein gelungener Auftakt auf klinisch sauberen Straßen

(rsn) - Die Tour du Rwanda, unsere voraussichtlich letzte Rundfahrt des Jahres 2014, begann am Sonntagmit einem 3,5 km langen Auftaktzeitfahren in Kigali. Speziell für unseren Kapitän Mekseb Debes

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.06.2024Sprintzug nahe an der Perfektion: Pedersen holt Dauphiné-Auftakt

(rsn) - Der Auftakt des 76. Critérium du Dauphiné (2.UWT) wurde zur erwarteten Sprintershow. Nach 172,5 Kilometern rund um Saint Pourcain sur Sioule setzte sich am Ende der 1. Etappe der Däne Mads

02.06.2024Oise: Amann fehlten 150 Meter zum Sieg, Rüegg Bergkönig

(rsn) - Gut 150 Meter fehlten Dominik Amann (Team Vorarlberg) beim Abschluss der Ronde de l`Oise (2.2) zu seinem ersten UCI-Sieg. Der Österreicher hatte nach einem Sturz gut 1000 Meter vor dem Ziel

02.06.2024Kathrin Schweinberger jubelt erstmals in Belgien

(rsn) – Kathrin Schweinberger (Ceratizit – WNT) hat beim belgischen Eintagesrennen Dwars door de Westhoek (1.1) ihren ersten Saisonsieg eingefahren. Die 27-jährige Österreicherin verwies nach 1

02.06.2024Malopolska: Zoidls Mut wird mit einem Doppelschlag belohnt

(rsn) - Riccardo Zoidl (Felt - Felbermayr) hat sich mit seinem Sieg auf der abschließenden Königsetappe der Tour of Malopolska (2.2) noch den Gesamterfolg gesichert. Der Österreicher war an der 8,

02.06.2024Behrens klettert stark und verpasst im Sprint knapp das Podium

(rsn) - Niklas Behrens (U23-Nationalmannschaft) hat zum Abschluss der Friedensfahrt (2.NC) am Podium gekratzt. Auf dem abschließenden vierten Teilstück mit Ziel in Jesenik fuhr der 20-Jährige als

02.06.2024Abrahamsen düpiert in Brüssel die Sprinter, Ackermann Vierter

(rsn) – Jonas Abrahamsen (Uno-Mobility) hat bei der 104. Brussels Cycling Classic (1.Pro) die Sprinter düpiert und sich nach 218,4 Kilometern mit Start und Ziel in der belgischen Hauptstadt Brüs

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkrete Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)